Geboren am 24. Januar 1888 in Wien als Hedwig Baum, genannt Vicki, versuchte die Tochter eines jüdischen Regierungsbeamten durch eine Ausbildung zur Harfenistin am Wiener Konservatorium der häuslichen Enge zu entfliehen. Nicht nur die psychisch kranke Mutter belastete sie stark. An ihren dominanten Vater erinnert sie sich später als "den einzigen Feind, den ich je hatte". Die Ehe mit dem Journalisten Max Prels, die Baum 1906 einging, löste sie endgültig aus dem elterlichen Haushalt.
Literarisches Talent fürs Familieneinkommen
Prels förderte, durchaus nicht uneigennützig, das literarische Talent Vicki Baums. Wenn er sein Auftragspensum nicht erfüllen konnte, veröffentlichte er kurzerhand die Geschichten und Reportagen seiner Gattin - allerdings unter seinem Namen, was gelegentlich zu Spannungen zwischen den Eheleuten führte. Dennoch beabsichtigte Baum nicht, ihre musikalische Karriere zugunsten einer literarischen aufzugeben. Vielmehr nahm sie nach ihrer Scheidung von Prels ein Engagement am Darmstädter Hoftheater an. und heiratete ein zweites Mal, den Dirigenten Richard Lert.
Doch 1916 trat Prels noch einmal in Vicki Baums Leben. Er vermittelte ihr den Kontakt zu dem angesehenen Ullstein-Verlag, der Interesse an einem Jugendroman Baums zeigte. Als dieser vier Jahre darauf unter dem Titel "Der Eingang zur Bühne" erschien und sich gut verkaufte, wandelte sich die Hobbyschreiberin Baum allmählich zur Berufsschriftstellerin. Die Geburt ihrer beiden Söhne Peter und Wolfgang, die Inflation von 1923 und das unsichere Einkommen Lerts ließen Baum zur Feder greifen, um das Familieneinkommen aufzubessern.
Vicki Baum beim Ullstein Verlag
Zu einem Exklusivvertrag mit Ullstein kam es erst 1926. Bis dahin trennte Baum scharf zwischen dem, was sie für Unterhaltungsliteratur, und dem, was sie für anspruchsvoller hielt. Letzteres veröffentlichte sie lieber in der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart. Ab 1926 jedoch erschienen alle ihre Werke im Hause Ullstein und dieses bemühte sich unter seinem Werbechef Hermann Ullstein, aus der Vielschreiberin einen Verkaufsschlager ohnegleichen zu entwickeln.
Um ihre Popularität zu steigern, wurde Vicki Baum bei verschiedenen Ullstein-Blättern unter Vertrag genommen, unter anderem bei der "Berliner Illustrirten Zeitung". Ihre Romane wurden vorabgedruckt, ihre Reportagen trugen dazu bei, Vicki Baums Image als moderne Frau zu festigen: Mit Bubikopf, Hosenanzug und einer Vorliebe für den Boxsport galt sie bald als Inbegriff der "Goldenen Zwanziger". Ihre Romane transportierten ebendieses neue Lebensgefühl, gemischt mit brisanten Fragen wie etwa in dem Erfolgsroman "stud. chem. Helene Willfüer" von 1928, der die damals illegale Abtreibung thematisiert. Das Buch machte sei deutschlandweit bekannt.
Von Berlin nach Hollywood
Mit "Menschen im Hotel" erlangte sie 1929 eine Popularität, wie sie unter den zeitgenössischen Autoren nur Hans Fallada und Erich Maria Remarque genossen. Dieses Buch, ein wildes Kaleidoskop der Berliner Gesellschaft während der Wirtschaftskrise, wurde schon bald fürs Theaters adaptiert und eroberte die Bühnen beiderseits des Atlantiks. Am Broadway spielte das Stück mehr als eine Million Dollars ein und verhalf Vicki Baum zu einem ersten, bahnbrechenden Erfolg in Übersee. 1931 erschien "Menschen im Hotel" in der englischen Übersetzung für den US-Markt. Im Jahr darauf wurde Vicki Baum nach Hollywood eingeladen, um an der Verfilmung des Romans mitzuwirken.
Dort arbeitete sie in den folgenden Jahren als Drehbuchautorin für die Studios von "MGM" und "Universal", verdiente monatlich 2000 Dollar. Diese Gage und ihre exponierte Stellung ermöglichte es, dass sie Autoren, die nach Hitlers "Machtergreifung" 1933 in die USA flohen, tatkräftig unterstützten konnte. Ihr selbst gelang der Neuanfang in den Staaten vergleichsweise leicht. Viele Romane Vicki Baums wurden ins Englische übertragen, so war ihr finanzielles Auskommen gesichert. Ab 1941 schrieb Baum ihre neuen Texte auf Englisch - eine imposante Leistung für die damals bereits 53-Jährige.
Nach dem Krieg bereiste Baum Europa, mied dabei aber Deutschland. Ihre Bücher waren inzwischen rund um den Globus bekannt, viele davon wurden verfilmt. Doch unabhängig von ihrem anhaltenden Erfolg verlor Vicki Baum zunehmend ihrliterarisches Geschick. Die Vielschreiberin war am Ende angelangt. Als ihr nichts mehr einfiel, begann sie, ihre Erinnerungen aufzuschreiben: "Es war alles ganz anders" blieb jedoch unvollendet. Am 29. August 1960 starb Vicki Baum in Hollywood an Leukämie.
erhielt 2008 den Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt, 2011 erschien sein erster Roman, „Folgen einer Landpartie“.