Am Südwestzipfel von Saskatchewan, der zweitgrößten Provinz Kanadas, erschießt ein Farmer seine Frau und sich selbst. Die Agarfirma CincinnatiSeed hatte ihn unter Druck gesetzt, weil er ihren
genmanipulierten Raps nicht anbauen wollte.
Ein Mann bekommt zur Malaria-Prophylaxe das Medikament Maral verschrieben. Als es ihm immer schlechter geht, ruft er den Chefpharmazeuten der Herstellerfirma CincinnatiSeed an. Weiter
einnehmen, heiß es. Ein Vierteljahr später ist der Mann nur noch ein Wrack. Er strebt einen Prozess gegen die Firma an. Seine Klage wird mit der Begründung abgewiesen, der technische Fortschritt
habe eben seinen Preis. Er erschießt sich.
Eine wegen der vom Aussterben bedrohten Art der Gelbohr-Sittiche unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehende Vogelschutzwarte in Cujabeno (Ecuador) wird zerstört. Die Firma
CincinnatiSeed lässt mit Genehmigung der Regierung den Urwald im Umfeld roden Auf den dort angelegten Plantagen probiert sie ihre Pestizide aus. Die Vögel sterben und die Menschen erkranken. Als
die Betroffenen protestieren, befiehlt der Mann, der das Projekt umsetzen soll, in die Menge zu schießen. Noch vor der Schießerei begeht er Selbstmord.
Der Polizeipräsident von Frankfurt am Main erhält eine sorgfältig aus Zeitungsbuchstaben zusammengesetzte anonyme Anzeige. Sie kündigt ein Attentat an, das den 11. September toppen wird.
Planen sollen es zwei Studenten der Physik und der Chemie sowie eine Studentin der Medizin. Er wird seinen besten Mann mit der Lösung des Falls beauftragen: Kriminalkommissar René Gronwald. Der
wurde zwar strafversetzt, weil er im Fall eines Konzerns, der Fastfood Dioxin beimischen wollte, um die Menschen süchtig danach zu machen, seine Kompetenzen überschritten und auf eigene Faust
ermittelt hatte. Aber jetzt braucht der Präsident die Erfahrung des Kommissars, dessen Scharfsinn, Zielstrebigkeit und manchmal eben auch unkonventionelles Vorgehen.
Mit Unterstützung der Rechtsmedizinerin Annette Basler wird Kriminalkommissar René Gronwald den Verfasser des Briefes und das Terroristen-Trio identifizieren, ihre Motive herausfinden und
ihren Plan offen legen. Als die Täter bei dessen Umsetzung erwischt und dingfest gemacht werden sollen, kommt jedoch alles ganz anders.
Schöndorfs "Ein Projekt" ist ein ein Krimi, der fesselt - von der ersten bis zur letzten Seite. Nicht nur wegen der spannenden Story. Der Autor weiß, wovon er schreibt. Schließlich vertrat
der Rechtsprofessor Erich Schöndorf im bekannten Frankfurter Holzschutzmittelprozess 1977 bis 1996 die Anklage. Während der zehn Jahre dauernden Ermittlungen stieg er tief in die Materie ein:
Toxikologie, Chemie, Biologie und Medizin. "'Das Projekt' schildert die Machbarkeit der terroristischen Apokalypse unter den Bedingungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Sein Plot ist
noch fiktiv. Die Bausteine sind es schon nicht mehr" heißt es im Cover-Text. Und was, wenn nicht nur einzelne verletzliche Menschen, sondern ein ganzes verletztes Volk sich eines Tages rächen will?
Dagmar Günther
Erich Schöndorf: Das Projekt, Nomen Verlag, Frankfurt am Main 2005, 468 Seiten, 22 Euro, ISBN 3-9809981-4-2
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