Jean Louis Rouhart, ehemaliger Deutschlehrer aus Lüttich, hat sich zwei Jahre lang mit den verschlüsselten Briefen des Buchenwald-Häftlings Heinrich Adam beschäftigt. Auf
Einladung des Vereins "Gegen Vergessen. Für Demokratie" stellte er die Ergebnisse seiner Studie in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin vor.
Adam trat 1931 der Kommunistischen Opposition bei. Ab 1933 engagierte er sich als aktives Mitglied im Deutschen Widerstand. Von Juli bis Dezember 1937 war er in Buchenwald inhaftiert. Adam
und seine Braut Elfriede Stehling entwickelten ein raffiniertes Verschlüsselungssystem, um geheime Botschaften in die Briefe einzuarbeiten. Im Gegensatz zu anderen Verschlüsselungssystemen wie
das Schreiben mit unsichtbarer Tinte oder Zahlencodes, die leicht aufgedeckt werden konnten, wurde das System dieser beiden nie entdeckt.
Neben der Verschlüsselung kann den Briefen auch ein dokumentarisch-literarischer Wert zugeschrieben werden. Dokumentarisch einerseits, weil sie der äußeren Form nach mit den Markierungen
und Stempeln der Zensurstelle typisch für die damalige KZ-Post sind. Andererseits dokumentieren sie die Lebensbedingungen der Häftlinge im KZ.
Literarisch sind diese Dokumente der sogenannten "Holocaust"-Literatur zuzuordnen. Oftmals griffen die Häftlinge in ihren Briefen auf poetische Stilmittel und ihre Fantasie zurück. Adam
schrieb in einem Brief an seine Verlobte: "Es muß großartig sein, sich mit in die Geschehnisse, die jetzt draußen in der Natur vor sich gehen, einreihen zu können. Ach, welches Verlangen, wieder
einmal durch einen duftenden, frischen Wiesengrund zu wandern..." Auf diese Weise diente das literarische Schreiben auch als Mittel zur geistigen Flucht aus dem Lager sowie zur Gestaltung der
innerlichen Erlebnisse der Häftlinge.
Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0032/4 250 53 42 oder per Mail (
jl.rouhart@skynet.be) direkt an Jean Louis Rouhart wenden.
Mamke Kühl
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