Die Berufung: Wie Ruth Bader Ginsburgs Kampf für Gleichberechtigung begann
Ein Jura-Studium an der Elite-Universität Harvard, Talent, Ehrgeiz. Das einzige, was einer Karriere im Wege steht, ist ihr Geschlecht. Es sind die 1950er Jahre in den USA und Ruth Bader Ginsburg ist eine von neun Jura-Studentinnen in Harvard. Der erhoffte Weg zu einer Karriere am Gericht ist allerdings den Männern vorbehalten. Der Spielfilm „Die Berufung“ (Regie: Mimi Leder) erzählt davon, wie die junge Ruth Bader Ginsburg für Gleichberechtigung kämpft. Er zeigt damit die Anfänge einer Ikone. Denn die ist die 85-jährige „RBG“ heute, Auftritte in US-Late-Night-Shows inklusive. 1993 berief der damalige US-Präsident Bill Clinton sie zur Bundesrichterin, als zweite Frau in dem Gremium.
Alles begann mit einem Steuerfall
Der Weg dahin begann mit einem Steuerfall: Ihr Ehemann Marty, ein erfolgreicher Steueranwalt, erzählt Ruth von einem Junggesellen, der seine Mutter pflegt und dem der für weibliche Pflegerinnen übliche Steuernachlass verwehrt wird. Geschlechterdiskriminierung. Ruth Bader Ginsburg wittert einen Präzedenzfall, der das ganze System der Diskriminierung ins Wanken bringen könnte. Mithilfe der American Civil Liberties Union (ACLU) bringt sie den Fall vor Gericht. Ihr Kampf für Gleichberechtigung und der bahnbrechende Prozess mit erfolgreichem Ende bilden das Zentrum des Films. Ein lange zurückliegender Erfolg. Eine Errungenschaft, die bis heute wirkmächtig ist. Und eine Hoffnung, die längst nicht erfüllt ist: Der Kampf um die Gleichheit der Geschlechter geht weiter.
Ruth Bader Ginsburg hat nach dem Prozess für das Women’s Rights Project der ACLU mehr als 300 Fälle von Geschlechterdiskriminierung verhandelt. Von den sechs Fällen, die vor dem Obersten Gerichtshof landeten, gewann sie fünf. Heute ist die Feministin eine offene Gegnerin von US-Präsident Trump. Sie hat sich fest vorgenommen, seine Präsidentschaft zu überleben.
Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit, USA 2018, Regie: Mimi Leder, 121 Minuten, Kinostart am 7. März
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.