„Die Agenda“: Gerhard Schröder gibt es jetzt immer dienstags als Podcast
Der Titel ist eine kleine Provokation. „Die Agenda“ heißt der neue Podcast, in der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seinem früheren Regierungssprecher Béla Anda „über Aktuelles und Vergangenes“ spricht. Die erste Folge, die seit Dienstag auf Podcast-Portalen wie Spotify, Apple Podcasts oder Deezer kostenfrei angehört werden kann, dreht sich rund um die Corona-Krise.
Über die Agenda 2010 will Schröder nicht reden
Dabei kommt „die Agenda“ – also das noch immer diskutierte Reformpaket von 2004 – nur ganz am Rande vor: Anda wirft sie ein als Schröder gerade darüber spricht, dass Deutschland bisher auch deshalb so gut durch die Krise gekommen sei, weil die Volkswirtschaft intakt sei. „Das hat viele Ursachen“, sagt Schröder und geht über den Agenda-Einwurf Andas schnell hinweg. „Darüber will ich gar nicht reden.“
Stattdessen spricht der Bundeskanzler a.D. darüber, wie er die Corona-Beschränkungen bisher erlebt hat („Es war aushaltbar.“), welche Bücher er in dieser Zeit gelesen hat (u.a. eine zweibändige Churchill-Biografie) und dass seine Frau Corona-Masken näht. Restaurantbesuche vermisse er ein wenig, ebenso Treffen mit Freunden – und die Arbeit.
Schröder: „Merkel hat einen guten Job gemacht“
Viel Lob hat Schröder für die Arbeit der Bundesregierung – allen voran für Finanzminister Olaf Scholz und Sozialminister Hubertus Heil. Ersterer habe sich „von der schwarzen Null gelöst als es notwendig war“, Heil habe vor allem beim Kurzarbeitergeld besonnen gehandelt. Und selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält von ihrem Vorgänger lobende Worte: „Sie hat einen guten Job gemacht.“ All das zeige, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Volksparteien funktioniere, wenn es darauf ankommt, „denn sie wissen, dass es ums Land geht“.
Und auch vom Verhalten der Bevölkerung in der Krise ist Schröder beeindruckt. „Deutschland und die Deutschen haben sich sehr diszipliniert verhalten“, lobt der Altkanzler. Es gebe ein Gefühl: „Wenn es eng wird, ist Gemeinschaft wichtig.“ Er beobachte auch einen „neuen Respekt für die sogenannten Kleinen“ wie Kindergärtner*innen oder Pflegekräfte. „Das sollte beibehalten werden.“
Die nächste Folge gibt es in einer Woche
Gar kein Verständnis hat Schröder dagegen für Menschen, die in der Krise Verschwörungstheorien verbreiten. „Idioten auf dieser Welt gab es immer“, sagt er in der ganz eigenen Schröder-Art. Allzu viel Aufmerksamkeit wolle er ihnen aber nicht geben. „Wir werden damit leben müssen.“ Allerdings warnt er auch: „Wenn die da völlig unkontrolliert rumlabern können, ist das schon eine Bedrohung für die demokratische Substanz.“
Es ist eine kurzweilige halbe Stunde, in der man als Zuhörer*in von „Die Agenda“ Schröders Sicht auf die Welt präsentiert bekommt. Der gelernte Journalist Béla Anda fungiert dabei weniger als Interviewer, sondern eher als Stichwortgeber. Ab und an schwelgen beide in gemeinsamen Erinnerungen. Gerade die Vertrautheit der beiden schafft beim Zuhören Momente der Nähe und man kann sich gut vorstellen, dass die beiden Spaß hatten als sie die erste Folge in Schröders Anwaltskanzlei im Hannoveraner Zooviertel aufgenommen haben. Die zweite wird es bereits am 2. Juni geben. Das Thema lautet dann, wie Deutschland und seine Wirtschaft am besten aus der Krise kommen und welche Rolle Bildung dabei spielt.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.