Dr. Gudrun Quenzel von der Universität Duisburg-Essen stellte Ergebnisse der neuen Shell-Jugendstudie vor. 2532 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren wurde in den Monaten Januar und
Februar 2006 befragt.
Das Interesse der Jugendlichen an der Politik ist weiterhin niedrig, so Quenzel.
Auch wenn im Vergleich zur Shell Jugendstudie 2002 der Prozentsatz der politisch Interessierten 2006 mit 39 Prozent um fünf Prozent gestiegen ist. Mehr als zwei Drittel der Oberstufenschüler
und der Studierenden stufen sich als politikinteressiert ein.
Auch das Vertrauen der Jugendlichen in die politischen Parteien und in die Bundesregierung ist weiterhin gering. Politik stellt für die Mehrheit der Jugendlichen keine Größe mehr dar, die
ihnen Orientierung liefert.
Quenzel wies in ihrem Referat darauf hin, dass sich die politische Positionierung nicht verändert hat. Im Unterschied zur Gesamtbevölkerung ordnen sich die Heranwachsenden im Durchschnitt
leicht links von der Mitte ein. Die Mehrheit der befragten Jugendlichen hält Demokratie für eine gute Staatsform. Der politischer Extremismus wird eindeutig abgelehnt. Grundlegende Bestandteile der
Demokratie wie etwa Meinungsfreiheit und freie Wahlen sind unumstritten.
Ehrenamtliche Arbeit der Politiker betonen
In der anschließenden Diskussion betonte die SPD-Politikerin Kerstin Griese, dass Glaubwürdigkeit eine hohen Stellenwert haben muss, damit die Parteienverdrossenheit signifikant abnimmt.
Insbesondere die Politiker-Affären werfen ihrer Meinung nach ein schlechtes Bild auf die Politiker. Darüber hinaus müsse die ehrenamtliche Arbeit, die viele Parlamentarier zum Beispiel in
Initiativen verrichten, stärker gewürdigt werden. Ebenfalls ist ein enger Kontakt der Politiker zur Bevölkerung wichtig, so Griese.
Griese: "Die Jugend ist besser als ihr Ruf!"
Griese zufolge ist das Interesse der Jugendlichen "an langen Sitzungen in irgendwelchen verrauchten Hinterzimmern" nicht vorhanden. Sie wünschten vielmehr ein projektbezogenes Arbeiten. Sie
hob in diesem Zusammenhang die Möglichkeit der SPD heraus, durch eine "Gast-Mitgliedschaft" das Parteileben kennenzulernen und sich zu engagieren. Selbstverständlich müsse auch den jungen Menschen
klar sein, dass durch das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Meinungen und Interessen die politische Arbeit nicht immer einfach ist. Griese: "Es gibt nicht eine klassische Parteilinie." Aber:
Es kann Freude bereiten, andere durch gute Argumente zu überzeugen. So appellierte sie an die Jugendlichen, sich die Parteien anzusehen, denn sie fand: " Die Parteien brauchen die jungen Menschen,
sonst sieht die Politik alt aus!"
Stefan Campen
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