Deutscher Kulturrat ehrt Juli Zeh
Juli Zeh ist eine Schriftstellerin, die sich einmischt. Überwachung, die unsere Freiheit immer stärker einschränkt; Datenschutz im Internet; Urheberrecht im digitalen Zeitalter: Das sind die Themen, die sie umtreiben. Sie ruft deutlich hörbar dazu auf, unsere Freiheit und unsere Bürgerrechte im digitalen Zeitalter zu verteidigen. 2013 hat sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem offenen Brief dazu aufgefordert, die NSA-Affäre aufzuklären und Massenüberwachung zu verhindern. Mehr als 67.000 Menschen haben den Brief unterzeichnet.
„Während unser Privatleben transparent gemacht wird, behaupten die Geheimdienste ein Recht auf maximale Intransparenz ihrer Methoden“, heißt es darin. Vor zwei Jahren verfasst, ist er heute erschreckend aktuell. Das gilt auch für das Buch „Angriff auf die Freiheit“, das die promovierte Juristin Juli Zeh 2010 gemeinsam mit ihrem Schriftsteller-Kollegen Ilija Trojanow geschrieben hat. Immer neue Warnungen vor Terror führten zu immer stärkerer Überwachung – und damit, so die Autoren, zum transparenten Menschen. Das Buch ist genau wie ihre zahlreichen Essays und Kommentare eine eindringliche Warnung vor der Aushöhlung unserer Bürgerrechte zugunsten einer vorgeblichen Sicherheit.
„Unverzichtbarer Beitrag zum Schutz der Demokratie“
„Das Konzept der Menschenwürde gerät im wuchernden Goldrausch der Datenausbeutung zusehends unter die Räder“, formuliert Zeh 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie will die Politik wachrütteln, die die ersten zwanzig Jahre der digitalen Ära bereits verschlafen habe. Und sie will die Menschen wachrütteln, damit sie ihre Privatsphäre nicht zu einem Anachronismus erklären. Beides versucht sie mit der Kraft des Wortes.
Die 1974 in Bonn geborene Zeh wurde für ihre literarische Arbeit – darunter Bücher wie „Adler und Engel“ (2001), „Spieltrieb“ (2004) und „Nullzeit“ (2012) – mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der Deutsche Kulturrat ehrt nun Juli Zehs politisches Engagement mit dem Kulturgroschen. In der Erklärung heißt es: „Sie setzt sich im digitalen Zeitalter nicht nur für das Urheberrecht, sondern für Menschenrechte, Freiheit und gegen die staatliche und mediale Überwachung ein. Damit leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz der Demokratie in der digitalen Welt.“ Am Dienstag wird Juli Zeh die Auszeichnung erhalten. Die Laudatio hält Familien- und Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD).
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.