Kultur

Deutscher Buchpreis an Lutz Seiler

Lutz Seilers Roman „Kruso“ wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2014 ausgezeichnet. Es ist der erste Roman des Lyrikers und er überzeugte die Jury „durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit“.
von Birgit Güll · 7. Oktober 2014
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Lutz Seiler galt längst als Favorit, nun hat er den Deutschen Buchpreis 2014 erhalten. Sein Roman „Kruso“ spielt im Sommer 1989 auf der Ostseeinsel Hiddensee. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer erzählt es von der DDR und ihrem Untergang. „Lutz Seiler beschreibt in einer lyrischen, sinnlichen, ins Magische spielenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee – einem ‚Vorhof des Verschwindens’. Hier sammelten sich Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher, Menschen, die aus der DDR fliehen wollten“, so die Jury.

„Wortgewaltige Geschichte eines persönlichen und historischen Schiffbruchs“

Der 1963 in Thüringen geborene Lutz Seiler war zu DDR-Zeiten als Saisonarbeiter auf Hiddensee. Sein Roman erzählt von einer Männerfreundschaft, von der Flucht über die Ostsee, von den Überlenden und den Toten. „Man darf die packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar als wortgewaltige Geschichte eines persönlichen und historischen Schiffbruchs lesen – und als Entwicklungsroman eines Dichters“, erklärt die Jury.

Thorsten Schäfer-Gümbel, der Chef der Hessen-SPD und stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD gratuliert Seiler. Er würdigt das Buch wegen seines literarischen und politischen Ranges. „Ältere erinnern sich und die junge Generation kann durch solche Geschichten deutsche Vergangenheit erfahren. Im Jubiläumsjahr, 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution, ist dieser Roman ein wichtiges Zeichen der Erinnerung und des Mitfühlens“, so Schäfer-Gümbel.

Der Deutsche Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Am Montagabend wurde er im Frankfurter Römer verliehen. Lutz Seiler setzte sich gegen fünf andere durch, die es auf die Shortlist geschafft hatten: Thomas Hettche mit seinem Roman „Pfaueninsel“ (Kiepenheuer & Witsch), Angelika Klüssendorfs „April“ (Kiepenheuer & Witsch), Gertrud Leuteneggers „Panischer Frühling“ (Suhrkamp), Thomas Melles Roman „3000 Euro“ (Rowohlt.Berlin), und Heinrich Steinfest mit „Der Allesforscher“ (Piper). Sie erhalten jeweils 2.500 Euro Preisgeld.

Im Vorfeld war kritisiert worden, dass unter den zwanzig Nominierten der Longlist nur fünf Frauen waren. Auf der Shortlist waren gerade mal zwei von sechs Nominierten weiblich.

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Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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