Kultur

Der Weg zum Heldenplatz. Eine Geschichte der österreichischen Diktatur 1933-1938

von Die Redaktion · 25. Oktober 2005

Auf dem Heldenplatz wurde der "Führer" von vielen Wiener Einwohnern begeistert empfangen - wohl weil in Österreich die Ansicht weit verbreitet war, dass es "schlimmer auch nicht mehr kommen" konnte, so Scheuch.

Denn die christsozialen Kanzler Dollfuß und Schuschnigg, die den Alpenstaat im Bündnis mit der austrofaschistischen "Heimwehr" zuvor regierten, hatten das Land in eine tiefe Krise geführt. Die Sozialdemokratie war faktisch verboten.

Der frühere Manfred Scheuch Chefredakteur der "Arbeiter-Zeitung" (Jahrgang 1929) legt mit "Der Weg zum Heldenplatz" einen historischen Abriss der Umstände vor, die zur Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich führten.

Er beleuchtet die Vorgeschichte des "Anschlusses" von 1938 in der Ersten Republik und im austrofaschistischen Ständestaat. Seine Schlussfolgerung: Die unnachgiebige Politik der Christsozialen, die keine Annäherung an die Sozialdemokratie zuließ und sich durch deren Zerschlagung der stärksten Verbündeten gegen die nationalsozialistische Vereinnahmung beraubte, habe den Weg zum Heldenplatz geebnet.

Nachdem im Februar 1934 der Arbeiteraufstand niedergeschlagen worden war, wurde Österreich einfach ein politisch labiles Land. Die Gesellschaft und deren Instanzen taten ein übriges, so dass Österreich sich 1938 freudig dem deutschen Nationalsozialismus entgegen warf.

"Die katholische Kirche mit ihren höchsten Repräsentanten war Nutznießer wie Stütze des autoritären Regimes und konnte trotz humanitärer Hilfestellungen keine Brücke der Versöhnung mit der Arbeiterschaft finden", so Scheuch.

Und der Nachfolger des 1934 von den Austrofaschisten ermordeten Kanzlers Dollfuß, Schuschnigg habe sich ebenso wenig um die Klientel der Arbeiterschaft bemüht, sondern statt dessen sogar mit den Faschisten kollaboriert, indem er sie in politische Entscheidungsprozesse einbezog.

Außenpolitisch isoliert und im Inneren zerrissen wankte das Regime in seinen Untergang. Nicht nur fanatische Nationalsozialisten seien am 13. März 1938 auf den Heldenplatz geströmt, schreibt Manfred Scheuch.

Die österreichische Bevölkerung hatte 1938 genug vom durch die Christsozialen tolerierten Faschismus und feierte Hitler und die Nationalsozialisten als Befreier - nicht ahnend, was daraus erwachsen würde.

Das zeigt, wie schnell aus einer scheinbar funktionierenden Demokratie ein Terrorregime werden konnte Manfred Scheuch hat mit dem "Weg zum Heldenplatz" ein glänzend recherchiertes Zeitdokument vorlegt.

Holger Küppers

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