Kultur

Der Nichtabsturzpakt

von Die Redaktion · 24. März 2006

Das ist immer noch viel zu wenig Entwicklungshilfe, klagt die engagierte sozialdemokratische Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Denn mit Recht erwarten die Dritte-Welt-Länder vom reichen Norden, dass sie unterstützt werden. Durch internationale Hilfe sollen sie zur Selbsthilfe kommen.

Rainer Barthelt, von 1962 bis 1998 selbst im BMWZE tätig, bedauert in seinem Buch "Die Welt vor dem Abgrund", dass in der Vergangenheit Fehler gemacht worden seien. "Nie jedoch", so Barthelt "wurde aufgehört, aus ihnen zu lernen". Wenngleich die täglichen Nachrichten über Naturkatastrophen, Terror und Bürgerkriege keinen Anlass zur Entwarnung gäben, so werde doch mit "aller Energie daran gearbeitet, die Welt vor dem Absturz zu bewahren".

Barthelt, bisher einziger deutscher Vertreter des "Panel of High-level Personalities on African Development" der Vereinten Nationen, schildert die vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Entwicklungshilfe. Er fragt: "Was kann und soll die Entwicklungspolitik leisten?" In seinem Buch präsentiert er diverse Lösungsmodelle: zum Beispiel ein spezielles Entwicklungsprogramm für Afrika.

Bis 1998 Beauftragter des BMWZE für Subsahara-Afrika kennt er sich in dieser Region besonders gut aus. Er erklärt, wie durch Dezentralisierung und Demokratisierung die Zivilgesellschaft in verschiedenen Staaten gefördert wurde und wird. Dazu, so Barthelt, gehöre auch die Infrastruktur zur Markterschließung zu verbessern. Und er beschreibt wie bi- und multinationale Programme sich auf Entwicklungen in Staaten südlich der Sahara auswirkten, wie gut gemeinte Projekte kontraproduktive Folgen für eigenständige Initiativen vor Ort hatten, wie zögerlich ein zaghaftes Verständnis dafür einsetzt, dass es gilt, zunächst die in der Kolonialzeit zerstörten Entscheidungsstrukturen wieder herzustellen.

Mit dem "Millenniums-Entwicklungspakt" versuche die Menschheit nun zu erreichen, was bereits 1990 als "Herausforderung des Südens" bezeichnet wurde: die Beseitigung der extremen Armut und des Hungers, Grundschulbildung für alle, Senkung der Kindersterblichkeit; Bekämpfung der Infektionskrankheiten etc. Rainer Barthelt zeigt zudem auf, wie man den aktuellen Herausforderungen Terrorismus, Völkermord, zunehmende Einkommensungleichheit, Zuwanderung und Integration begegnen könnte.

Barthelt überzeugt. Schwierige Prozesse bringt er auch dem fachfremden Publikum mit einfachen Worten nahe. Was immens wichtig ist, denn schließlich gehen die Herausforderungen alle an.

Holger Küppers

Rainer Barthelt: "Die Welt vor dem Abgrund", Droste Verlag 2005, 280 Seiten, 17,95 Euro, ISBN 3-7700-1185-6

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