Politik sei der Wahrhaftigkeit verpflichtet. Sie müsse Werte vermitteln, so Julian Nida-Rümelin. Es sei an der Zeit, dass Politik sich auf ihre Grundwerte von Freiheit und Gleichheit besinne,
um eine Orientierung zu geben. Diese Werte der europäischen Aufklärung seien eben nicht durch die erlebte Entwicklung redundant geworden, wie viele zu meinen scheinen, sondern lohnten es,
verteidigt zu werden
Religiöser Fanatismus vs. Aufklärung?
Dem zunehmenden Rückbesinnen auf religiöse Werte und dem damit beklagten Werteverfall in der heutigen Zeit setzt Nida-Rümelin die These vom "unaufgeregtem Realismus" entgegen. Die Politik
müsse als säkulare Kraft der Gesellschaft ebenso normativ Werte vermitteln und symbolisieren können wie es die Religion häufig tut. In vier Kapiteln erläutert er die historischen
(Definitions-)-Entwicklungen und Verirrungen der Begriffe Freiheit und Wahrheit. Er verteidigt sie im Hinblick auf die Zunahme von religiösem Fanatismus, "Kulturkampf" und einer Abkehr von der
Aufklärung. Die Politik kann als Orientierungsmaßstab wirken, wenn sie die Werte der Aufklärung verteidigt und glaubhaft agiert. Ein gemeinsamer Wertekodex der europäischen Staaten wurde und wird
oft diskutiert - dieses Buch gibt Denkanstösse zur Erstarkung des politischen Agierens, ohne den Menschen, den Bürger ebendieser Staaten, aus den Augen zu verlieren und durch unverständliches
Handeln hinter verschlossenen Türen zu verprellen oder zu frustrieren.
Die Gefahr, dass die Politik den Kontakt zu den Bürgern verliert, ist nur allzu deutlich erkennbar. Eine verlässliche Werteordnung, die zudem glaubhaft ist und ohne so genannte "Ehrenworte"
auskommt, scheint da ein viel versprechender Weg zu sein, um aus diesem Dilemma heraus zu kommen.
Maxi Hönigschmid
Julian Nida - Rümelin: Demokratie und Wahrheit, C.H. Beck Verlag München, 160 Seiten, 18,90 €, ISBN-10: 3406549853
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