Kultur

Das außergewöhnliche Leben der Marie Nejar, die als Leila Negra in den 50er Jahren ein Star wurde

von ohne Autor · 26. Juni 2007

Denn Marie Najars Vater ist ein Seemann aus Ghana und ihr Geburtsjahr 1930. Aber sie hat viele Schutzengel: ihre Lehrerin in der Grundschule, die Polizisten auf der Davidwache, der jüdische Arzt der Familie, und vor allem ihre couragierte Großmutter. Die stammt aus großbürgerlichem Hause, hatte sich in einen Kreolen aus St. Pierre verliebt und wurde deshalb von ihrer Familie verstoßen.

So wird Marie sich ihres Andersseins erst nach und nach bewusst. Sie verdrängt Anfeindungen, wo sie nur kann, will ein Kind sein, wie alle anderen auch. Und hat Erfolg damit. Anfang der 40er Jahren beginnt sie sogar eine Filmkarriere, spielt mit Heinz Rühmann in "Quax der Bruchpilot" und "Quax in Afrika". Die afrikanische Wüste sind Dünen an der Ostsee und die Afrikaner, Kinder wie Marie, denen man die Gesichter nicht schwarz malen muss.

Mit Peter Alexander auf der Bühne

Nach dem Krieg wird sie als Leila Negra ein Star. "Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist", gehörte zu ihren erfolgreichsten Songs. Eine Zeile, die man heute nur noch mit Befremden liest. Damals wurde sie anders wahrgenommen. "Immer wieder kamen nach meinen Auftritten junge weiße Mütter mit schwarzen Kindern hinter die Bühne, um mir zu erzählen, wie ihr Töchter oder Söhne angefeindet wurden", erzählt sie. Die Frauen hatten sich in schwarze Gis verliebt und nun mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu kämpfen. Das Gedankengut der Nazis war in den Köpfen noch fest verankert.

Marie Najar, deren Künstlername Leila Negra, oft absichtlich oder unabsichtlich missverstanden als Leila Negro, steht mit Peter Alexander, Peter Kreuder, Lala Andersen und Conny Froboess auf der Bühne. Immer wieder ist sie offenen und versteckten Anfeindungen ausgesetzt. Marie Nejar und Regina Carstensen, die ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben hat, ist ein spannendes Buch gelungen, mit vielen neuen Einblicken in eine unehrenhafte Zeit.

Susanne Dohrn

Marie Nejar, Regina Carstensen, Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist. Meine Jugend im Dritten Reich, Rowohlt Taschenbuch 2007, 256 Seiten, 8,90 Euro. ISBN: 978-3499622403

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