Kultur

Corona: „Ein neuer Kultur-Lockdown muss unbedingt vermieden werden.“

Mit den wieder steigenden Corona-Zahlen droht auch das kulturelle Leben in Deutschland zum Erliegen zu kommen. Aus Sicht des Vorsitzenden des Kulturforums der Sozialdemokratie, Carsten Brosda, wäre das fatal. „Wir brauchen Kunst und Kultur gerade jetzt“, sagt er.
von Kai Doering · 23. Oktober 2020
Berliner Ensemble mit Corona gerechten Sitzreihen: Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass Theater, Kinos und Konzertsäle auch unter Corona-Bedingungen sicher betrieben werden können.
Berliner Ensemble mit Corona gerechten Sitzreihen: Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass Theater, Kinos und Konzertsäle auch unter Corona-Bedingungen sicher betrieben werden können.

Mit den wieder steigenden Corona-Zahlen droht die erneute Schließung von Theatern, Kinos und Museen. Was bedeutet das für die Kulturszene?

Die Eindämmung des Infektionsgeschehens macht es leider wieder notwendig, soziale Kontakte zu verringern und öffentliche Räume einzuschränken. Für uns steht außer Frage, dass wir die gesellschaftliche Solidarität leben müssen, die es braucht, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung treffen Kunst und Kultur jedoch hart, weil sie in besonderem Maße darauf angewiesen sind, in der Öffentlichkeit und vor Publikum stattzufinden. Deshalb ist es wichtig, dass sich Bund, Länder und Kommunen auch weiterhin darum kümmern, mit gezielter Förderung die bedrohten Infrastrukturen zu sichern und Künstlerinnen und Kreativen das Arbeitenauch in der Krise zu ermöglichen. Wir alle müssen jetzt dazu beitragen, möglichst viel Kunst und Kultur heute zu ermöglichen, mittelfristig abzusichern und langfristig krisenfest zu machen.

Welche Rolle spielt die Kultur in einer Krisensituation wie der aktuellen?

Eine ganz entscheidende! Eine offene, vielfältige und freiheitliche Gesellschaft braucht künstlerische Inspiration und kulturelles Leben – gerade in einer Krise wie dieser. Deswegen ist es eine zentrale kulturpolitische Aufgabe, in der jetzigen Situation die Kulturorte offen zu halten und künstlerische Angebote zu ermöglichen. Wir stehen vor grundlegenden gesellschaftlichen Debatten, in denen Künstlerinnen und Kreative zu hören müssen.

Ist das bei weiter steigenden Corona-Zahlen denn möglich?

Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass zum Beispiel Theater, Kinos und Konzertsäle sehr wohl auch unter Corona-Bedingungen sicher betrieben werden können. Die Einrichtungen und Veranstalter haben verantwortungsbewusste Hygienepläne und Schutzkonzepte entwickelt, die gut greifen. Bislang ist kein nennenswertes Infektionsgeschehen auf die dortigen Veranstaltungen zurückzuführen. Deswegen appellieren wir als Kulturforum der Sozialdemokratie an die Verantwortlichen, bei den notwendigen Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung des Virus mit Augenmaß vorzugehen. Gerade in einer gesellschaftlichen Situation wie derzeit brauchen wir die Stimmen der Künstlerinnen und Künstler im gesellschaftlichen Diskurs. Wir brauchen kulturelle Orte, an denen eine demokratische Gesellschaft verhandeln kann, wie sie künftig leben will. Und wir brauchen Angebote, die Abwechslung und Entspannung bieten. Wir brauchen Kunst und Kultur gerade jetzt. Ein neuerlicher Kultur-Lockdown – wie schleichend auch immer – muss unbedingt vermieden werden.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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