Kultur

Cornelius Zimmermann: Tagsüber Bundestagsmitarbeiter, nachts Fantasy-Autor

Tagsüber beschäftigt sich Cornelius Zimmermann mit dem Bundesverkehrswegeplan, nachts erfindet er phantastische Wesen und Welten. Der Bundestagsmitarbeiter schreibt absurde Fantasy-Geschichten rund um den Wolfmorf Iggy. Zu Weihnachten hat er sich etwas Besonderes ausgedacht.
von Kai Doering · 20. Dezember 2018
Cornelius Zimmermann
Cornelius Zimmermann

Der Schöpfer von Iggy dem Wolfmorf wirkt sehr entspannt. Kein Wunder: Die letzte Sitzungswoche des Bundestags ist gerade vorbei. Es sind nur noch ein paar Tage bis Weihnachten Cornelius Zimmermann freut sich darauf. Statt Bundesverkehrswegeplan und Bahnreform, mit denen sich Zimmerman als Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Detlef Müller beschäftigt, steht bis Ende des Jahres nur die Familie auf dem Programm.

Rock’n-Roll-Märchen über seltsame Kreaturen

Dabei kennt sich Cornelius Zimmermann mit Rollenwechseln aus – nicht nur als Fan von Fantasy-Rollenspielen, sondern auch als Autor eines Buches, das mit Politik überhaupt nichts zu tun hat. Es heißt „Rocking the Forest“ und ist im Frühjahr im renommierten Fischer-Verlag erschienen. Der 360 Seiten starke Roman läuft unter dem Label „Funny Fantasy“. „,Rocking the Forest’ ist ein Rock’n-Roll-Märchen über seltsame Kreaturen in einem großen Wald und ihre Musik“, beschreibt Cornelius Zimmermann die Handlung selbst.

„Klar bin ich ein echter Nerd: Star Trek, Star Wars, ‚Der Herr der Ringe‘, das volle Programm – und natürlich ‚pen & paper‘-Fantasy-Rollenspiele“, erzählt Zimmermann. Bis vor kurzem habe es sogar eine Rollenspiel-Gruppe aus SPD-Bundestagsmitarbeitern gegeben. Geschrieben und Geschichten erzählt habe er schon immer gern, erzählt er. „Irgendwann kam mir dann die Idee für eine Art Märchen in einer irgendwie absurden Szenerie, und mit deutlich punkigen Zügen. Anfangs waren es nur Episoden, und daraus ist dann nach und nach tatsächlich ein Buch geworden.“

Eine Liebe zum Absurden

Hauptfigur ist der erwähnte Wolfmorf Iggy – ein felliges Wesen mit buschigem Schwanz, spitzer Nase und Schaufelpfoten. Der wird wenige Tage vor dem 237. Rocking-the-Forest-Band-Contest von seiner Band vor die Tür gesetzt und macht sich auf die Suche nach neuen Mitstreitern, mit denen er „Forest Doom“, eine Art Wald-Heavy Metal für Waldwesen, spielen kann. Erschwert wird diese von aggressiven Libellenpoppern, die Iggy ans Leder wollen. Glücklicherweise gibt es im Müützelwald aber auch freundliche Wesen wie die ewig tratschenden Glockenbolde, die Iggy bei seiner Suche helfen.

„Wenn man wie ich mit ‚Monty Python’s Flying Circus‘ aufgewachsen ist, entwickelt man eine Liebe zum Absurden“, sagt Cornelius Zimmermann. In seinem Roman passierten deshalb immer wieder Dinge, die der Leser so nicht erwarten konnte. Genau so gelingt es Zimmermann, eine phantastische Welt zu erschaffen, durch die sich Iggy seinen Weg sucht. „Die Geschichte hat sich aus sich selbst heraus entwickelt“, berichtet Cornelius Zimmermann. Zum Beginn des Schreibens habe er nur ein paar Episoden im Kopf gehabt. “Aber nach und nach hat sich der große Müützelwald quasi wie von selbst mit irren Kreaturen und ihrer seltsamen Musik bevölkert.“

Enstanden im Zug und im Café

Geschrieben hat der 40-jährige Sozialdemokrat vor allem auf Zugfahrten, im Café oder nachts. Als Büroleiter der Bundestagsabgeordneten Wolfgang Tiefensee und später Detlef Müller blieb ansonsten auch wenig Zeit. Nach drei Jahren war das Buch dann fertig und Zimmermann bot es über eine Agentur verschiedenen Verlagen an. Fischer schlug schließlich zu.

Wie viele Exemplare von „Rocking the Forest“ bisher verkauft wurden, will Cornelius Zimmermann nicht verraten. Er sei aber sehr zufrieden. Allerdings schreibe er auch nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern weil es ihm Spaß mache. „Ich habe immer gern geschrieben, habe aber nie eine längere Geschichte ganz abgeschlossen“, erzählt er.

Zu Weihnachten „das Evangelium nach Iggy“

Eine Fortsetzung würde er dennoch gern schreiben – irgendwann. „Es reizt mich sehr, einzelne Aspekte weiter auszuschmücken, aber so ein Buch kostet schon Kraft“, sagt Zimmermann. Außerdem würde er „gern mal etwas Politisches schreiben“. Bei seiner Arbeit merke er täglich, woran die Kommunikation zwischen Politikern und Bürgern scheitere. „Darüber könnte ich mir gut ein ironisches Sachbuch vorstellen.“

Und was wird aus Wolfmorf Iggy? Für den hat sich Cornelius Zimmermann dann doch schon etwas einfallen lassen. Pünktlich zum Fest hat er eine Weihnachtskurzgeschichte über den Müützelwald geschrieben. Der Titel: „Das Evangelium nach Iggy“.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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