Georg Blume möchte in seinem Essay mit dem einseitigen China-Bild in der deutschen Berichterstattung aufräumen. Dabei betrachtet er selbst die Situation keineswegs einseitig. So spricht er offen die Missstände in China an. Im Land gibt es auch weiterhin Menschenrechtsverletzungen, Armut, Korruption und starke Umweltverschmutzungen. Wohlstand breitet sich in China aus Jedoch gibt es laut Blume aus dem Reich der Mitte auch viel Positives zu berichten. Die Gesetzgebung werde in kleinen Schritten westlichen Standards angepasst. In der Kommunistischen Partei entstünden zunehmend pluralistische Tendenzen. Vielen Einwohnern ginge es deutlich besser als noch vor zehn Jahren: "Dass sich das Volkseinkommen verdreifacht hat und meine Nachbarn in Peking heute Auto fahren, bedeutet das Ende der Massenarmut und das Entstehen einer breiten Mittelschicht in China". Die Privatunternehmen erwirtschafteten bereits zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Gerade im wirtschaftlichen Fortschritt sieht Blume den gesellschaftlichen Fortschritt ermöglicht. "Kein Feindbild aufbauen" Die Ängste des Westens vor einer Supermacht China hält Blume ebenfalls für unbegründet. Die deutsche Wirtschaft profitiere stark durch die Exporte in die Volksrepublik. Der Aufstieg Chinas ermögliche ein weltweites Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahrzehnten. Doch die KP konzentriere sich maßgeblich auf die Innenpolitik. Durch die Größe des Landes und seine zahlreichen Probleme sei ein starkes außenpolitisches Engagement nicht möglich. Auch das Militär sei nicht ausreichend entwickelt um als Bedrohung angesehen zu werden. Der Autor fragt: "Was aber ist das für eine furchterregende Supermacht, die noch nicht einmal in der Lage ist, eine kleine, möglicherweise feindlich gesinnte Insel vor ihrer Haustür ernsthaft zu bedrohen, geschweige denn zu erobern?" Daher sollte der Westen kein Feindbild aufbauen, dies schade nur den politischen Beziehungen zur Volksrepublik. Der Dialog mit China muss gesucht werden, appelliert Blume. Nur so ließen sich Umweltschutz und Einhaltung der Menschenrechte umsetzen. Fundierte Beschreibung Vor allem durch seine Kenntnisse wirkt Blume sehr glaubwürdig. Er ist seit 1997 als Auslandskorrespondent in China tätig. Durch seine Berichterstattung und seinen Kontakt zu den dort lebenden Menschen ist es ihm möglich fundiert zu urteilen. Vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele sollte dieser Essay zusätzliches Interesse wecken. Jedem, der beide Seiten der Medaille betrachten möchte, ist diese Lektüre zu empfehlen. Lothar Saßen Georg Blume: "China ist kein Reich des Bösen. Trotz Tibet muss Berlin auf Peking setzen.", Edition Körber-Stiftung, Hamburg, 2008, 104 Seiten, 10 Euro, ISBN 978-3-89684-134-6
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