Kultur

Castro und Kuba

von Die Redaktion · 18. Juni 2008

Lässt man Monarchen außer acht, brachte er es als Staatsoberhaupt auf die meisten Dienstjahre: Fidel Castro. Für die einen ist der Kubaner revolutionärer Heros, despotischer Alleinherrscher für die anderen. An Castro schieden - und scheiden - sich die Geister, unzählige Biographen haben sich in den fast fünfzig Jahren seiner Amtszeit des "Maximo Liders" angenommen. Um den "politischen Menschen" Fidel Castro geht es auch Frank Niess in seiner Biographie.

Castro als Schicksal Kubas

Die durchaus vermögende Herkunft, die ersten politischen Gehversuche an der Universität, der prägende Einfluss des Schriftstellers Jose Marti, der Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953, um Diktator Fulgencio Batista zu stürzen, was nach Exil und Bürgerkrieg 1959 gelingt - schnörkellos erzählt der ehemalige Wissenschaftsredakteur beim Südwestrundfunk die Geschichte dieses "Mannes der Superlative" (Niess). Schließlich wird die immer mehr auch zum Schicksal einer ganzen Nation: Schweinebucht 1961, Kubakrise 1962, die folgende "Sowjetisierung" der Insel und letztlich die Übergabe seiner diktatorischen Macht an Bruder Raul vor zwei Jahren.

Kritisch betont der Autor immer wieder die oftmals bevormundende Rolle der Vereinigten Staaten und ihr Einfluss auf die Entwicklung Kubas, das seit 1959 unter einem strikten Embargo zu leiden hat. Leider verliert sich Niess ein wenig zu sehr in seiner Kritik an den USA, dabei war es auch Castros Hinwendung zur Sowjetunion, die das Regime sozioökonomisch an den Rand des Kollaps brachte. Das US-Embargo tat ein Übriges. Bruder Raul hat nun mit vorsichtigen marktwirtschaftlichen Reformen begonnen, Ende noch offen.

Rascher Einstieg in die Thematik

Frank Niess erweitert die Fülle der Castro-Literatur um eine Schrift, die zumindest einen guten und raschen Einstieg in die Thematik bietet. Neue Erkenntnisse oder tiefere Analysen sind nicht zu erwarten. Der Autor verschweigt nicht den autoritären Charakter des Regimes und seine Menschenrechtsverletzungen. Gleichwohl sind dem Lateinamerika-Kenner Niess die Symphatien für den "Maximo Lider" deutlich anzumerken. Von Nachfolger Raul zeigt er sich hingegen weniger überzeugt. Von dem 76-jährigen ist allerdings eine fast fünfzigjährige Regentschaft auch nicht zu erwarten.

Robin Rüsenberg

Frank Niess,c, Reinbek bei Hamburg 2008, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 160 S., 8,95 Euro, ISBN 978-3-499-50679-6

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