Kultur

Burghart Klaußner und das Reden nach dem Schweigen

Das aggressive Schweigen der Vätergeneration nach dem Krieg hat Burghart Klaußner zum Schreiben gebracht hat. „Vor dem Anfang“ heißt der erste Roman des Schauspielers. Auf der Frankfurter Buchmesse hat er mit Thorsten Schäfer-Gümbel, dem SPD-Spitzenkandidaten in Hessen, darüber gesprochen.
von Birgit Güll · 12. Oktober 2018
„Wir müssen uns wehren.“ Schauspieler Burghart Klaußner mit SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel
„Wir müssen uns wehren.“ Schauspieler Burghart Klaußner mit SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel

Mehr als eine Anekdote habe sein Vater ihm nie erzählt, sagt Burghart Klaußner am Stand des vorwärts auf der Frankfurter Buchmesse. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei das große Schweigen angebrochen. Der Schauspieler selbst erzählt jetzt in seinem ersten Roman „Vor dem Anfang“ von den letzten Kriegstagen und von zwei Überlebenskünstlern, die sich durch das zerstörte Berlin bewegen. Doch am Donnerstag wollte Burghart Klaußner mit dem Politiker Thorsten Schäfer-Gümbel lieber über die politische Lage sprechen als über seinen Roman.

„Demokratie ist eine Lebenshaltung“

Gerade jetzt, wo Rechtspopulisten mit ihrer Verherrlichung von Gewalt uns wieder in einen Krieg treiben wollen. „Da müssen wir uns wehren“, sagt Klaußner. Genau wie gegen Antisemitismus. „Die Gleichgültigkeit muss verschwinden“, sagt Thorsten Schäfer-Gümbel. Man dürfe antidemokratisches Verhalten nicht einfach hinnehmen. „Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sie ist eine Lebenshaltung“, zitiert er den früheren hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn.

Burghart Klaußner empfiehlt auch, sich verstärkt um die sogenannten neuen Bundesländer zu kümmern, um die gebrochenen Biografien. Menschen, deren Väter mit 50 plötzlich in der Küche saßen und keine Jobs mehr hatten, denen müsse man sich stärker zuwenden, so Klaußner. „Da kann sich die SPD erneuern“, sagt der Schauspieler. Und rennt damit bei Schäfer-Gümbel offene Türen ein. Da sei zu viel liegengeblieben, sagt er. 1989/90 seien Fehler gemacht worden, die dafür gesorgt hätten, dass die Strukturen der SPD in Ostdeutschland heute sehr schwach sind. 4.000 Mitglieder habe die SPD Thüringen – die SPD Hessen habe 55.000. Daran müsse man arbeiten.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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