Erstmals schaffte es ein taiwanesischer Beitrag, ins Programm aufgenommen zu werden. Und dieses konnte sich in diesem Jahr wahrlich sehen lassen.
Am Ende wurden aus den insgesamt 54 Filmen im internationalen Wettbewerb, unter denen auch einige Uraufführungen waren, vier Preisträger gekürt. Viele Filmemacher waren höchst persönlich nach
Eberswalde gekommen, um ihren Film zu präsentieren. So konnten die Organisatoren Gäste aus Bosnien, Grossbritannien, Russland, Israel, Spanien oder den USA in Eberswalde begrüßen.
Das e in der Kategorie "Beste Dokumentation", verbunden mit 500 Euro Preisgeld ging an die deutsche Dokumentation "Buddhas Maler" von Thomas Gonschior.
Der spanische Beitrag "Boletos por favor" von Lucas Martin Figueroa setzte sich in der Kategorie "Kurz/Experimentalfilm" durch. Der Film erzählt auf äußert unterhaltsame Weise in 14 Minuten
die Geschichte zweier Ganoven, die versuchen, die Notsituation eines Schwarzfahrers in bare Münze zu verwandeln.
Ebenfalls am Samstag wurde der Nachwuchsfilmpreis PIGGY für die Kategorien "Beste Darsteller", "Beste Kamera" und "Beste Idee" vergeben. Gewinner in der Kategorie Beste Darsteller war Lea
Kroppke in dem Film "Heißer Apfel". Den Preis für die Beste Kamera erhielt Florian Beyer für seinen Film "In jedem Herz sind Steine". "Im Augenblick" von Nele Fischer und Gudrun Winter wurde mit
dem Preis für die beste Idee ausgezeichnet.
Mit der e-Party wurde der Abschluß des Festivals im Foyer des Hauses Schwärzetal mit Livemusik, Tango Tanz Einlagen, vielen internationalen Gästen bis in die Morgenstunden gefeiert.
Das Resümee einer Film-Fest-Woche: Nicht nur die Zutaten der leckeren Cocktails waren perfekt und klassisch geschüttelt. Das ganze Filmfest wirkte wie ein gelungener Filmcocktail, Neuauflage
erwünscht.
"Buddhas Maler":
Der Dokumentarfilm Buddhas Maler und die Wiedergeburt des Buddhismus in der Monogolei von Thomas Gonschior bietet dem Zuschauer einen Einblick in eine weit entfernte Kultur, die trotz nach
einem gewaltsamen Bruch mit der Tradition wieder auflebt.
Der Film nähert sich der neuen-alten Kunst und Künstlern, ohne die Distanz eines außenstehenden Betrachters aufheben zu wollen und sie in unsere Bilder und Einsichten zu zwingen. Den
Meisterwerken vor allem buddhistischer Malerei, die sich erst durch die Erläuterungen des Hauptprotagonisten LAMA PUREVBAT - Leiters des Mongolian Institute of Buddhist Art in all ihren Details
erschließen, entsprechen ruhige, fast statische Aufnahmen der mongolischen Landschaft, die selbst wie Bilder wirken, in denen man nur die Bewegung eines kleinen Details - eines Menschen, einigen
Vögeln am Horizont - bemerkt.
Während das strikte Beharren auf vorgegebene Muster am Anfang des Films beim europäischen Zuschauer Befremdung hervorrufen könnte, ermöglicht der nach und nach skizzierte Kontext der
buddhistischen Lehre wie auch der Geschichte dieser Kunst ein Eintauchen in die Bilder - in Begleitung der Kamera.
Genauso nüchtern und gleichzeitig eindringlich wie seine Kommentare zur Malerei ist der Bericht des Meisters zur systematischen Auslöschung des Buddhismus durch das totalitäre Regime der
damaligen Sowjetunion. Aufnahmen der heutigen Stadtlandschaft kommentieren die aktuelle Lage wortlos.
Thomas Gonschior ist mit diesem Film ein gleichzeitig in Inhalt und Form präzise ausgewogenes und spannungsreiches Bild gelungen.
Sonderpreis: "37 ohne Zwiebeln"
Als Kind wollte Lukas Knispl Taucher werden, weil er Langsamkeit und Stille liebte.
Heute ist Lukas Knispl 37 Jahre alt und Sales Manager eines größeren Unternehmens und sein Beruf zeichnet sich nicht gerade durch Langsamkeit und Stille aus.
So weit so gut.
Damit ist Lukas Knispl bisher immer gut zurechtgekommen. Aber nicht mit den Zeitlücken, Zeitsprünge oder Zeitraffern, die ihm seit Kurzem das Leben schwer machen. Sozusagen ein Sprung von A
nach C, ohne B fehlt.
So schlittert Knispel von der Kantine in den Konferenzraum, ohne dass er weiß wie er dort hingekommen ist. Im Konferenzraum bekommt er von der Besprechung nichts mit, weil er Augenblicke
später sich wieder draußen im Sekretariat wieder findet.
37 ohne Zwiebeln macht sich die Charakteristika Zeitsprünge, Zeitraffer und Zeitlücken des Genre Films zu eigen und setzt sie in eine Filmhandlung um.
Der Film inszeniert diese Zeitsprünge durch eine verblüffende und fantasiereiche Aneinanderkettung von raffinierten Schnittfolgen, Dialogen, Satzfetzen oder Überlappungen im Szenenbild.
Obwohl das Handlungsschema sehr schnell klar ist, ist es dieser Ideenreichtum und die ständige Steigerung desselben, die diesen Film zu einem äußerst unterhaltenden, witzigen und dramaturgischen
Meisterwerk werden lassen.
Das Drehbuch mit seinen spritzig-holpernden Dialoge und der herausragenden Schauspielerei von Bernd Moss, lassen die Zeit zwischen den Zeitsprüngen zu einem schmunzelnden und amüsanten
Zeitvertreib werden. Handwerklich akribisch inszenierte Schauplätze und ein phänomenaler Schnitt lassen den Zuschauer die Zeitsprünge hautnah miterleben.
"37 ohne Zwiebeln" schält in rasanter Geschwindigkeit eine Zwiebelschicht nach der anderen aus Knispls Leben ab und treibt die Lachtränen in die Augen.
Vielleicht sind ja doch einige Zwiebeln mit in diesen Film geraten.
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