Vor 80 Jahren brannte es in Berlin. Bücher, deren Inhalte der NS-Ideologie widersprachen, wurden von Studenten verbrannt. Mit einem Vortrag von Hajo Jahn erinnert der Verein Westwind e.V. am Mittwochabend in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalens an dieses Ereignis.
„Als besonders schaurige Schandtat“ bezeichnete Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter – für ein Zentrum der verfolgten Künste“ die Verbrennung. Während der Aktion „Wider dem undeutschen Geist“ waren am 10. Mai 1933 in Berlin und deutschen Universitätsstädten rund 25.000 Werke von pazifistischen, marxistischen und kommunistischen Schriftstellern, Opfer der Flammen geworden. Vertreter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, der die Sammlung der Bücher übernommen hatte, verbrannten die Werke von 94 Autoren wie Karl Marx, Kurt Tucholsky, Alfred Kerr und Bertold Brecht.
Nach einem Fackelzug durch die Hauptstadt warfen Studentenvertreter die Bücher am Opernplatz in Berlin auf Scheiterhaufen. 70.000 Schaulustige beobachteten das Spektakel. Darunter auch der Schriftsteller Erich Kästner, der die Verbrennung seiner eigenen Bücher miterlebte.
Über seine Erlebnisse schrieb er später : „Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt. Der Kopf einer zerschlagenen Büste Magnus Hirschfelds stak auf einer langen Stange, die, hoch über der stummen Menschenmenge, hin und her schwankte. Es war widerlich.“
Schon in der Antike
Der langjährige Journalist Jahn beschränkte sich in seinem Vortrag „Fahrenheit 451 – Zuerst brannten 1933 die Bücher“ nicht nur auf die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten. Stattdessen bettete er diese in die Geschichte der Zerstörung von Büchern seit der Antike bis zur Gegenwart ein.
So vernichteten Burschenschaftler bereits auf dem Wartburgfest 1817 Bücher, die sie als antinational empfanden. Rund 200 Jahre später zündeten fundamentalistische Christen in den USA Harry-Potter-Bücher an.
In Zeiten des Buchdrucks seien Bücherverbrennungen eine hilflose Geste, so die These Jahns. Denn sie - oder zumindest ihre Inhalte - überlebten. Der Vorsitzende und Gründer der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft verwies auf versteckte Bücher, die in Konzentrationslagern unter der Hand ausgetauscht wurden wie Thomas Manns Zauberberg, sowie auf mündlich weitergegebene Buchinhalte.