"Bloß keine Ferien" erzählt von dem neunjährigen Mädchen Sina. Es erlebt eine traurige Kindheit, weil es unter vielfachen Kinderrechtsverletzungen leidet. Aus diesem Grund geht Sina lieber in die Schule und hat Angst vor den Ferien. In den Urlaub fahren ihre Eltern mit ihr sowieso nicht. Doch Sina wird ihre neuen Nachbarn treffen und viel lernen über sich und ihre Rechte... Und das Ende der Geschichte wird ein gutes sein.
Kinderrechte: eine Herzensangelegenheit
Alexa Plass-Schmidt will mit ihrer Erzählung und den Begleitmaterialen ihren Teil dazu beitragen, dass Kinder über ihre Rechte aufgeklärt werden. Sie sollen die ihnen zugefügten Verletzungen als Unrecht erkennen. Deshalb spricht die Autorin die Kinder in "Bloß keine Ferien" eingangs direkt an. Ganz locker, aber sehr deutlich formuliert sie deren Rechte. Denn sie möchte, dass sie stark und selbstbewusst werden und sich im Notfall mit ihrem Problem an eine vertrauenswürdige Person wenden, im Elternhaus, im Kindergarten oder in der Schule.
Dann erzählt sie Sinas Geschichte: einfühlsam und sehr authentisch. Mutlose und traurige Kinder sollen am Beispiel des Mädchens erkennen, dass es Auswege und Lösungen gibt, und dass sie nicht resignieren müssen. Sie erfahren, dass es hilft, über Probleme zu sprechen, und dass es Institutionen gibt, die sich um das Einhalten der Kinderrechte bemühen. Ihr Selbstwertgefühl soll so wachsen, dass sie eventuell erfahrenes Unrecht als ungerechtfertigt erkennen und als Fehlverhalten der Rechtsverletzer bewerten. Viel zu oft suchen sie die Schuld bei sich selbst. Und so wie Alexa Plass-Schmidt die Kinder am Anfang mit deren Rechten vertraut macht, fordert sie am Ende des Buches im Nachwort, diese auch wahrzunehmen.
Kein Kind sollte die Grundschule verlassen, ohne das Einmaleins kennen gelernt zu haben, kein Schüler die Grundschule verlassen, ohne seine Rechte zu kennen, so die Autorin, die sich intensiv mit den Kinderrechten befasst hat. Vorrangig gehe es ihr um " die subtilen Kinderrechtsverletzungen, die Verletzungen, die "oft nach außen hin unbemerkt bleibe", die "erst auf den zweiten oder dritten Blick als solche erkannt werden."
Kinderrechte: ein sensibles Thema für Lehrer
Weil es wäre gut, dass diese Erzählung in den Grundschulen besprochen wird, hat Alexa Plass-Schmidt für die Lehrer ein Lehrerheft geschrieben. Dieses gibt Anregungen und Vorschläge für die Umsetzung des Themas im Unterricht. Wenn ein Lehrer die Geschichte "Bloß keine Ferien" gemeinsam mit den Kindern liest, ist es für ihn einfacher, die Kinder einfühlsam in die sensible Thematik einzuführen. In der Schule kommen zudem sehr viele Kinder in den Genuss, ihre Rechte kennen zu lernen und werden stark gemacht, sie in Anspruch zu nehmen, so stark wie Sina, die Hauptfigur.
"Ich bin der Meinung, dass die Kinderrechte nicht nur dringend ins Grundgesetz gehören, sondern dass sie genau so dringend im verbindlichen Lehrplan der Grundschulen verankert werden sollten", unterstreicht die Autorin. Mit Recht.
Doch obwohl die UN-Kinderrechtskonvention im laufenden Jahr 2009 ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, war es für die Autorin als Unbekannte ohne Lobby schwer, einen Verlag zu finden. Zu danken ist deshalb dem KONTAKTE Musikverlag, der Buch und Hörbuch, und das Unterrichtsmaterial verlegte: für ein wunderbares Buch, das sich besonders als Klassenlektüre für die Klassen 3 bis 5 eignet.
Mathilde Mosca
Alexa Plass-Schmidt: Bloß Keine Ferien, KONTAKTE Musikverlag , 2009, 80 Seiten, 7.80 Euro, ISBN 978-3-89617-221-1
Hörbuch-CD "Bloß keine Ferein", gelesen von Imogen Kogge, KONTAKTE Musikverlag, 2009, 9.90 Euro, ISBN 978-3-89617-222-8
Ich bin Studentin aus Frankreich und absolviere Praktika von vier Monaten in Deutschland im Rahmen meines Studiumgangs "Deutsch-Französisches Studium" an der Universität Clermont-Ferrand. Im vorwärts-Verlag arbeite ich vom 20. Juli bis 21. August 2009.