Blasmusik als rein bayrisches Kulturgut – die Berliner "Beat’n Blow" räumen mit diesem Klischee auf. Und füllen nebenbei Konzertsäle in ganz Europa.
Seit nunmehr 20 Jahren spielt die Berliner Formation "Beat’n Blow" zusammen. Dabei kommen sie ohne elektronische Verstärkung aus. Die acht Männer an Blasinstrumenten und Schlagzeug werden einzig durch die markante Stimme von Sängerin Katie LaVoix zusammengehalten. Mit ihrem einzigartigen Sound sind sie auch schon durch Europa getourt.
Dem Titel ihres neuen Albums "Über die Ufer" entsprechend kombinieren die Berliner in den 14 Stücken übergreifend Musikstile, die einer klassischen Blaskapelle nicht zwangsläufig zuzuordnen sind. Mal Groove, mal Reggae, Funk oder Soul – die Band fühlt sich in vielen Genres zu Hause. Im Song "Beat Boat" finden sich sogar Elemente des Rap. Die Texte werden auf Deutsch und Englisch gesungen, auch einige reine Instrumentalstücke finden sich.
Geheime Sehnsüchte für Musikfreunde
Thematisch dreht sich das Album um die Frage nach der eigenen Identität und die geheimen Sehnsüchte der Menschen. Auch die Heimatstadt Berlin wird immer wieder besungen. Dem Hörer wird eine lebensbejahende Grundstimmung vermittelt. Politische oder sozialkritische Themen werden auf dem Album nicht angeschnitten. Einzig der Opener "Keine Zeit" lässt im Subkontext Kritik an der hektischen und schnelllebigen Gesellschaft erkennen.
Untermalt wird alles durch die verspielten Melodien der Blasinstrumente. Der gelegentliche Griff zum Offbeat führt schnell dazu, als Hörer unbewusst mit dem Fuß mitzuwippen. Die Abwechslung von Ruhe, Spannung, Spielwitz und Tempo lässt keine Langeweile aufkommen. Lyrisch betrachtet jonglieren die Texte unter anderem mit Paar-, Kreuz- und Haufenreimen. Dazu wechselt häufig das Metrum innerhalb der Strophen. Dies sorgt für das Loslösen von festen Strukturen und untermalt die Freiheit, welche die Berliner Musiker vermitteln möchten.
"Beat’n Blow" beweisen mit ihrem sechsten Studioalbum, dass sie ihr Handwerk verstehen. Dem Liebhaber von Bass und Gitarre dürfte "Über die Ufer" nicht unbedingt zusagen, dem interessierten Musikfreund allerdings schon.
Beat'n Blow: "Über die Ufer". Herzog Records. VÖ: 08.08.2014.
studiert Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Er war Praktikant beim vorwärts.