"Sie sehen, dass in Deutschland immer alles beim Alten bleibt", notierte einst der Pädagoge Friedrich Fröbel. Dass seine Worte auch im 21. Jahrhundert hochaktuell sind, belegte der Besuch
Vernor Muñoz' zu Beginn des letzten Jahres. "In Deutschland existiert eine besonders hohe Korrelation zwischen der sozialen Herkunft und dem Schulerfolg der Kinder", stellte er fest. Hierzu trage
besonders das dreigliedrige Schulsystem bei. Auch der Schwerpunkt in der Lehrerausbildung müsse endlich auf der Pädagogik liegen. Dies ist alles nichts Neues in der deutschen Bildungsdebatte. Doch
dass das deutsche Bildungssystem auf diese Weise das Menschenrecht eines jeden Kindes verletzt, sorgte für reichlich Aufregung nach der Veröffentlichung von Muñoz' Abschlussbericht.
Das Buch "Recht auf Bildung. Zum Besuch des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen in Deutschland" lenkt die zum Teil höchst emotionalen Meinungen in konstruktive Bahnen. In sechs
Teilen nähern sich die Autoren aus ganz unterschiedlichen Perspektiven dem Thema Bildung. So schreibt Hans Konrad Koch über die Bildung als "Schlüssel für Zukunft", Michael Klundt geht auf den
Zusammenhang zwischen Kinderarmut und Bildungsungleichheit in Deutschland ein. Und Inci Dirim plädiert "für einen multilingualen Sprachgebrauch in deutschen Schulen".
Bildung als Friedenssicherung
So unterschiedlich die Sichtweisen der Autoren auch sein mögen, sind sie sich einig, dass Bildung einen wesentlichen Beitrag zur Entfaltung der Persönlichkeit leistet und Voraussetzung zur
Verwirklichung von Menschenrechten und zur Friedenserhaltung ist. Es geht ihnen nicht um vordergründige Nützlichkeitsfragen - etwa im ökonomischen Sinne -, sondern um die grundlegenden Bedürfnisse
des Menschen.
Einige Ergebnisse, zu denen die Autoren gelangen, sind altbekannt - so etwa, dass Deutschland mehr in die Bildung investieren muss, da die gut Ausgebildeten die Ressourcen des Landes
darstellen. Trotzdem erlaubt der Sammelband auch viele neue Einblicke, die eindrucksvoll mit Zahlen untermauert werden. So gibt das Buch Anlass zur Hoffnung, dass Fröbel schließlich doch noch
widerlegt wird und die Deutschen wandlungsfähig sind.
Bernd Overwien, Annedore Prengel (Hrsg.): Recht auf Bildung. Zum Besuch des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen in Deutschland, Verlag Barbara Budrich, Opladen 2007, 321 Seiten, 29,90
Euro
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