"Deutschland geht mit seiner wichtigsten Ressource, der Bildung, mehr als sträflich um", sagte Ulla Burchardt, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung. "Die Bundesrepublik leistet sich beim Zugang zum Bildungssystem den gefährlichen Luxus einer Selektion." Nicht Fleiß und Fähigkeiten der Kinder, sondern Bildungsstand und
Einkommen der Eltern entschieden über den sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg. "Jeder Mensch muss die gleichen Chancen auf Bildung und Ausbildung haben, selbst wenn er sonst nichts besitzt",
forderte Burchardt.
"Die frühe Selektion im Alter von zehn Jahren ist eine Absurdität", kritisierte der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. "Davon müssen wir weg." In Deutschland werde in den
Schulen und Universitäten sehr stark die kognitive Seite geschult. Der Rest komme zu kurz. "Wir reproduzieren viel Erlerntes, anstatt selbst zu denken." Bildung hänge jedoch in erster Linie mit der
Entfaltung menschlicher Fähigkeiten zusammen. Aus diesem Grund erteilte Nida-Rümelin dem Gedanken einer reinen Verwertbarkeit des Wissens eine klare Absage.
Diesen "neoliberalen Mainstream in allen Bildungsbereichen" kritisierte auch Ulla Burchardt. Dennoch hinge der Erfolg Deutschlands auch von der Bildung seiner Einwohner ab. Burchardt
plädierte daher für die Zusammenführung beider Interessen: "Bildung und Weiterbildung sind eine Investition in Innovation und wirtschaftliches Wachstum - und ein Gewinn für jeden Einzelnen."
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