Kultur

August Bebel: Arbeiterkaiser, Maßstab und Idol

von Vera Rosigkeit · 2. September 2013

In der „Ständigen Vertretung“ in Berlin würdigt NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das Buch „Was würde Bebel dazu sagen?“.

„Menschen brauchen Vorbilder und Idole“, ist NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überzeugt und erklärt: „Da hat die SPD viel zu bieten.“ Zum Beispiel August Bebel, einen der ganz Großen der Sozialdemokratie, der vor 100 Jahren, im August 1913, verstarb.

Bebels Politik war lebensnah

Bebel war nicht nur Vorbild und Idol, so Kraft, „er war ein Mythos schon zu Lebzeiten“. Ein Beispiel dafür, dass Visionen mit pragmatischer Politik zusammen gehen“, sagt die SPD-Landeschefin am Montag in der Gaststätte „Ständige Vertretung“ in Berlin. Bebel war lebensnah, sein Maßstab war nicht die Theorie, sondern die Praxis. Er habe Antworten gegeben auf die Fragen seiner Zeit, zur Überwindung der sozialen Kluft, der Verbesserung des Bildungswesens und mehr Chancengleichheit auch für Frauen. Fragen, die noch immer aktuell seien, erklärt Kraft, die noch immer bewegen: „Es gibt noch viel zu tun.“

Ein charismatischer Kaiser der Arbeiterklasse

Als „ein Rezeptbuch für die politischen Herausforderungen unserer Zeit“, bezeichnet Kraft das soeben anlässlich des 100. Todestages des Parteigründers im Steidl-Verlag erschienende Buch „Was würde Bebel dazu sagen?“. Es versammelt Beiträge nicht nur von Sozialdemokraten. Autorinnen und Autoren wie Günter Wallraf, Alice Schwarzer und Frank Bsirske sind ebenso vertreten wie Hans-Jochen Vogel, Sigmar Gabriel oder Jutta Limbach. „Sie haben die richtigen Antworten auf die Probleme unserer Zeit und der Menschen", sagt Kraft. Und es sei die große Stärke der Sozialdemokratie, in der Bevölkerung verwurzelt zu sein: „Wir sind die Kümmererpartei.“

Grass lobt Steinbrück

Aber was sagt das über die aktuelle Situation der Sozialdemokratie? Manfred Bissinger, gemeinsam mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse Herausgeber des Buches, fragt Günter Grass, wie ihm das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Peer Steinbrück am Vorabend der Buchvorstellung gefallen habe?

Er sei verwundert darüber, dass viele Journalisten Peer Steinbrück als zu intellektuell kritisierten, antwortet der Literaturnobelpreisträger. „Wir brauchen einen Kanzler mit intellektuellen Qualitäten, jemanden der einschläfernd wirkt, haben wir schon“, fügt er hinzu. Für die verbleibenden 20 Tage bis zur Bundestagswahl hat Grass die Hoffnung, dass es für eine rot-grüne Mehrheit reichen könnte. Voraussetzung sei, die noch nicht entschlossenen Wähler zu gewinnen. Die Menschen seien nicht "wahlfaul", so Grass, sondern hätten Gründe, nicht wählen zu gehen. Man müsse ihnen zeigen, dass Missstände behoben werden können und dass es sich deshalb lohne, seine Stimme abzugeben. „Auch die CDU braucht die Möglichkeit, sich in der Opposition zu erneuern“, so Grass.

Das Buch: Manfred Bissinger, Wolfgang Thierse (HG.): Was würde Bebel dazu sagen?
Steidl-Verlag 2013, 24 Euro

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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