Kultur

„Auf Sand gebaut“ oder standhaft wie ein Leuchtturm?

von Die Redaktion · 6. Dezember 2005
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Die Botschafterin Malis in Deutschland, I.E. Fatoumata Siré Diakité, erläuterte in der Eingangsansprache, Mali habe mittlerweile eine gefestigte, funktionsfähige Demokratie. Hätten sich ein Mehrparteiensystem und Gewerkschaften zwar erst spät etabliert, so sei dennoch die Demokratisierungsbewegung der 1980er als sehr erfolgreich anzusehen. Der Sturz des Diktators Moussa Traorés am 26. März 1991 sei "mit Tränen und Blut" erkämpft worden, entsprechend stark hänge man an der Demokratie als Errungenschaft.

Auf dem Podium hatten sich Vertreter aus Mali, Wissenschaftler aus Frankreich und Deutschland, sowie die UNICEF-Abgesandte Heide Simonis versammelt.

Sie lobten in vielerlei Hinsicht die in den letzten Jahren in Mali entstandenen Strukturen. Gab es auch hier einige Kritikpunkte, so richteten sich doch die meisten gegen die westliche Gesellschaft. Diese differenziere zwischen den einzelnen Regionen des Kontinents Afrika zu wenig. Um seine Probleme zu lösen müsse man erst einmal genauer hinsehen, war man sich einig.

Und auch das Spendenverhalten, zum Beispiel in Deutschland, wurde hinterfragt. Hier sehe man, wenn sein Ferienort von einer riesigen Welle überrollt würde und spende bereitwillig. Dies sei auch wichtig, jedoch nicht wichtiger als auch eine Heuschreckenplage in Teilen Afrikas wahrzunehmen.

Dass Spenden vielseitig und mit Verstand eingesetzt würden, war offensichtlich auch Heide Simonis besonderes Anliegen. So kritisierte sie die Mentalität, betroffene Regionen mit Endprodukten zu überschütten und somit die Infrastrukturen vor Ort zu demontieren. Vielmehr müsse ein Anreiz gegeben werden und die vielbesagte "Hilfe zur Selbsthilfe" initiiert werden.

Welch eine schwierige Aufgabe dies ist, zeigten die Schilderungen von Sadou Abdoulaye Yattara. Der Journalist aus Mali ging darauf ein, wie schwer es sei Industriestandorte in Mali zu etablieren, auch sei die Importausrichtung Malis tatsächlich problematisch. Dennoch zeigte er sich insgesamt optimistisch.

Simonis hob hervor, dass UNICEF aus genannten Gründen auch "nur in der absoluten Krise helfe", darüber hinaus vorrangig längerfristige, nachhaltige Ziele verfolgt und Projekte erarbeitet. Dabei müsse man sich hüten, denn unsere Vorstellung von zum Beispiel Demokratie sei nicht einfach auf jede Region der Welt zu übertragen. Wo Analphabetismus und Armut herrsche - und dies sei nuneinmal auch in Mali der Fall -sei die Versuchung groß "etwas mit Gewalt zu versuchen".

Wir müssten unsere Wahrnehmung für diesen vielfältigen, schwierigen und umso bewundernswerteren Kontinent Afrika weiter verschärfen. Diesen Wunsch, das war ihren Worten deutlich zu entnehmen, wollte sie einem jeden mit auf der Weg geben.

David Malcharczyk

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