Kultur

Anwalt der Kultur

von ohne Autor · 30. September 2008
placeholder

Es wirkte, als würde ein Vater auf die Entwicklung seines Sprösslings zurückblicken. Er sei "ein bisschen stolz" auf seine Schöpfung, ließ Altbundeskanzler Gerhard Schröder die Geburtstagsgäste wissen. Vor zehn Jahren hatte er Michael Naumann zum ersten Kulturstaatsminister berufen und den Kulturschaffenden in Deutschland damit einen Ansprechpartner in der Politik gegeben. "Mir war das Thema persönlich wichtig", sagte Schröder, der selbst in einem "bildungsfernen Haushalt ohne Bilder an der Wand" aufgewachsen sei.

Das Amt solle nicht als Fessel der Kultur begriffen werden, sondern ihre Entwicklung fördern. "Kultur kann nicht regiert werden. Kultur braucht Freiheit." Diese hätten die vier bisherigen Staatsminister stets gewährt. "Das Amt hat sich bewährt, die Menschen in diesem Amt erst recht", bilanzierte der Altkanzler.

Geld auf dem Zettel

Dieses Kompliment freute die drei Amtsinhaber der rot-grünen Bundesregierung sichtlich. Michael Naumann, Julian Nida-Rümelin und Christina Weiss zogen aus ihrer Sicht eine Bilanz ihrer Arbeit und gaben die eine oder andere Anekdote zum besten. So erinnerte sich Naumann, wie ihm der damalige Finanzminister Hans Eichel am Kabinettstisch einen Zettel zugeschoben hatte, auf dem er ihm das Geld zum Erwerb der Berggruen-Kunstsammlung zusagte. Naumann hatte lange dafür geworben. "Das war der schönste Moment meiner Amtszeit", erinnerte er sich zum Jubiläum.

Auch die Kulturschaffenden selbst sehen in der Institution des Kulturstaatsministers einen Gewinn wie an diesem Abend deutlich wurde. "Die neue Einrichtung schmückt uns", ist sich Günther Rohrbach, Präsident der Deutschen Filmakademie, sicher. Früher habe Kultur, "wie alles, was man nicht genau definieren konnte" zum Geschäftsbereich des Innenministeriums gehört. "Mit dem Staatsminister hat sie neues Gewicht bekommen."

"Die Skepsis zwischen Politik und Kultur hat in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen", zeigte sich auch Außenminister Franz-Walter Steinmeier überzeugt. Die Kultur dürfe nicht von der Politik instrumentalisiert werden, doch habe sie die Aufgabe, den Menschen den Lauf der Welt zu erklären. Daher müsse auch darüber nachgedacht werden, Kultur als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen. "Der kulturelle Aufbruch muss anhalten und weitergehen", forderte der SPD-Kanzlerkandidat und versprach: "Wir werden uns dafür einsetzen."

Zur Bildergalerie

0 Kommentare
Noch keine Kommentare