Die jugendlichen Inhaftierten setzten sich über die Rolle der Staatssicherheit innerhalb der DDR auseinander. Dazu nahm der MTV Moderator Klaas Heufer-Umlauf die Beauftragte für die Unterlagen
der Stasi Marianne Birthler, den Schauspieler Horst-Günther Marx und die Sängerin Luci van Org ins Kreuverhör.
Nachdem er einen Ausreiseantrag gestellt hatte, sei er von der Polizei abgeholt und ins Gefängnis gebracht worden, schilderte der Schauspieler Horst-Günther Marx den Beginn seiner
Leidensgeschichte. Kurz danach wurde er zu einer Haft von 18 Monaten verurteilt, so Marx. Nach seiner Freilassung durfte der Schauspieler die DDR dann verlassen. Die inhaftierten Jugendlichen
zeigten sich tief beeindruckt. So wollte beispielsweise einer wissen woher Marx die Kraft nahm, die Gefängnisstrafe zu ertragen. Dieser erklärte, dass ihm vor allem das Schreiben in der
schwierigen Lage geholfen habe.
Die Sängerin Luci van Org wiederum schilderte die Sicht aus Westberlin. "Die Lage hat man damals einfach so hingenommen, ohne groß darüber nachzudenken", so die Sängerin. Auch nach 20
Jahren deutsche Einheit glaubt sie, dass beide Seiten vor allem von Vorurteilen geprägt sind.
Das Spiel mit der Angst
Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Stasi, Marianne Birthler erzählte ebenfalls von ihren Erfahrungen in der DDR. Als Jungendreferentin im Stadtjugendparlament engagierte sie sich
in der Initiative Frieden und Menschenrechte. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises "Solidarische Kirche" in der DDR. Aus ihrer oppositionellen Haltung gegenüber dem
DDR-Staat hatte sie nie einen Hehl gemacht.
Westfernsehen, berichtete Birthler, war bei ihr zu Hause etwas Normales. Mit der Stasi hatte Sie sich so weit es ging eingerichtet. In einigen Fällen habe Sie jedoch deutlich gespürt, dass
Sie beobachtet wurde. So entdeckte sie zum Beispiel in ihrem Telefon einen Draht der zu einem Mikrofon führte. Oft gaben sich die Stasi Mitarbeiter auch direkt zu erkennen um ihr Angst
einzujagen, so Birthler.
Die Beauftragte für die Unterlagen der Stasi betonte zudem, dass etwa zwei Prozent der Bevölkerung für die Stasi arbeiteten, die meisten als inoffizielle Mitarbeiter: "Die Staatssicherheit
sorgte dafür, dass die Menschen Angst haben sollten. Angst vor der Stasi und dem Staat."
Für viele der Gefangenen waren diese Erzählungen der erste direkte Kontakt mit der DDR-Geschichte und der der Staatssicherheit. Die meisten hatten sich bisher nur im Unterricht mit dem
Thema auseinandergesetzt. Einige der jungen Inhaftierten kannten aber auch ähnliche Geschichten aus der eigenen Familie. Sie zeigten sich erfreut, dass die Gäste sie ernst nahmen und mit ihnen
diskutierten.
ist Mitglied in der Netz- und Medienpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand und Vorsitzender der SPD Alexanderplatz.