Seine Liebe zu der unnahbaren Ruanderin Agathe hält ihn zurück, das Land zu verlassen. Bereits bei seinem Abflug in Belgien vier Jahre zuvor, hat er sie kennen gelernt und kann sich ihrer
exotischen Schönheit nicht entziehen. Zu spät bemerkt er, dass die studierte junge Frau sich zu einer hasserfüllten Fanatikerin gewandelt hat, die am Völkermord nicht unbeteiligt ist.
Mit vielen idealistischen Zielen war David Hohl nach Ruanda gekommen, in dieses kleine Land im Herzen Afrikas. Er wollte Entwicklungshilfe leisten, Spendengelder in Projekte investieren und
die Not der Menschen etwas lindern. Doch wer hätte gedacht, dass mit einigen der gespendeten Bleistifte Todeslisten geschrieben werden? Dass neue Straßen die Mörder schneller zu ihren Opfern
führen, die dann mit europäischer Genauigkeit und Sorgfalt ihre Gräueltaten begehen?
wortstark und detailgetreu
Schonungslos zeigt Lukas Bärfuss in seinem minutiös recherchierten Roman, wie gut gemeinte Entwicklungshilfe zu einem moralischen Irrtum werden kann. Wortstark und detailgetreu berichtet er
vom Völkermord in Ruanda, einem der größten Verbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg, in das wir Europäer tiefer verstrickt sind, als wir denken.
Lukas Bärfuss wurde 1971 im schweizerischen Thun geboren und zählt zu den erfolgreichsten Dramatikern der letzten Jahre. Seine Stücke "Meienbergs Tod" und "Die sexuellen Neurosen unserer
Eltern" sind weltweit bekannt. "Hundert Tage" ist der erste Roman des Dramatikers, der heute mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Zürich lebt.
Verena Kühn
Lukas Bärfuss: Hundert Tage, Wallstein Verlag 2008, 19,90 Euro, ISBN 9783835302716
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