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Wie Europa auf die Wahl Donald Trumps reagieren muss

Auch wenn es weh tut, Europa muss die Wahl der Amerikaner akzeptieren. Umso wichtiger ist es jetzt, die Europäische Union zusammenzuhalten und zu verteidigen. Ein Kommentar:
von Karin Nink · 9. November 2016

Donald Trump wird der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Unglaublich! Die Folgen, die dieses Votum einer demokratischen Wahl mit sich bringen wird, können wir heute noch nicht im Detail überblicken. Klar ist: Mit diesem erbarmungslosen Narzissten und mit totalitären Zügen ausgestatteten Populisten als US-Präsidenten beginnt eine Zeitenwende.

Nach Trumps Wahlsieg: Bye bye Weltmacht

Der Moment, als Trump vor einem Jahr seine Kandidatur ankündigte und die gesamte demokratische westliche Welt das für einen schlechten Witz hielt, scheint Lichtjahre entfernt. Die Sicherheit, in der wir uns damals noch gewogen haben - vorbei. Wir leben seit heute in einer anderen Welt. Wir wissen nicht, was von dem, auf das sich zumindest der Westen seit Jahrzehnten verlassen konnte, noch Bestand haben wird. Neue Kräfteverhältnisse werden entstehen.

Nur zwei Beispiele:

  • Trump will die USA wirtschaftlich abschotten, indem er einem harten wirtschaftlichen Protektionismus das Wort redet. Das kommt die Amerikaner teuer zu stehen, aber auch Exportnationen wie Deutschland. Die Hoffnung vieler Amerikaner, dass es ihnen mit diesem Präsidenten besser gehen wird, wird sich so nicht erfüllen. Wer in Zeiten globaler Handelsbeziehungen mit Strafzöllen droht und Importbeschränkungen propagiert, trägt nicht zum wirtschaftlichen Fortschritt bei.
  • Mit diesem Präsidenten wird sich die USA auch aus ihrer Rolle als gestaltende Weltmacht verabschieden. Trump hat im Wahlkampf immer wieder den Beistand der Vereinigten Staaten für Nato-Partner infrage gestellt und damit letztlich auch die Zugehörigkeit der USA zu diesem Bündnis. Wie wird er sein Verhältnis zu Putin gestalten? Was wird aus dem Mittleren und Nahen Osten?

Ein Antipolitiker im Präsidentenamt

Bei aller Fassungslosigkeit müssen wir uns aber auch die Frage stellen, was hat die Mehrheit der Amerikaner getrieben, einen solchen Rassisten, Lügner, Selbstdarsteller und unberechenbaren Populisten zum Präsidenten zu wählen?

In der Tat ist die amerikanische Gesellschaft massiv gespalten. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst seit Jahren, Menschen fühlen sich sozial abgehängt, der Rassismus nimmt gewaltig zu. Doch diese Probleme wird auch ein letztlich völlig unpolitischer Populist wie Trump nicht lösen. Muss er offenbar auch nicht: Denn laut Umfragen bescheinigt das Gros der Amerikaner Trump mangelnde politische Erfahrung, traut ihm aber „den Wandel“ zu. Nur: Wandel wohin? Diese Frage hat Trump nicht beantwortet. Er setzte in diesem rein emotional geführten und schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten auf Sieg oder Untergang.  Leider erfolgreich!

Ein starkes Europa - jetzt erst recht!

Die europäische Antwort auf dieses neue Amerika kann nur ein starkes Europa sein. Die Europäische Union darf sich jetzt erst recht nicht im Klein-Klein verlieren. Die verantwortlichen Regierungen und Politiker müssen die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen. Sie müssen sie davon überzeugen, dass nicht billiger Populismus und Nationalismus Sicherheit und Stabilität im 21. Jahrhundert garantieren, sondern Europa in dieser Welt nur vereint stark sein kann - und muss.

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Karin Nink

ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.

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