Wie die GIZ die Wirtschaft in Afrika und im Nahen Osten stärken will
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Die Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) freuen sich. Ihre Pressekonferenz, bei der sie das vergangene Jahr Revue passiert lässt, ist am Dienstagmorgen gut besucht. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich stellt zur gleichen Zeit Bundesinnenminister Horst Seehofer in Berlin seinen „Masterplan Migration“ der Öffentlichkeit vor.
Wachsendes Budget
Der CSU-Politiker plant unter anderem, angesichts der illegalen Migration auch die Grenzkontrollen zu verstärken. Die GIZ fokussiert sich hingegen darauf, die Situation in den Herkunftsländern der Menschen zu verbessern. „Internationale Zusammenarbeit ist heute wichtiger denn je. Mit ihr wollen wir jenseits kurzfristiger Entwicklungen langfristig bessere Lebensbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern herbeiführen“, sagt GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner.
Diese Entwicklung zeige sich auch im GIZ-Geschäftsvolumen, das im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Euro betrug – rund 7 Prozent mehr als 2016. Das meiste Geld – immerhin 2,1 Milliarden Euro – kam aus dem Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), ein Plus von 11 Prozent. Zweitgrößter Geldgeber war die Europäische Union mit 290 Millionen Euro – auch hier eine Zunahme: um 24 Prozent.
Berufliche Perspektiven
Im vergangenen Jahr war die Arbeit der GIZ stark geprägt von den Themen „Flucht und Migration“ sowie „Sicherheit und Stabilisierung“. Beides sei oft miteinander verbunden. „Staaten, deren Regierungsfähigkeit bereits geschwächt ist, geraten weiter unter Druck, wenn eine hohe Zahl von Flüchtlingen ins Land kommt“, so Tanja Gönner. 68 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht. Neun von zehn Flüchtlingen lebten in Entwicklungsländern. „Diese Länder brauchen ganz besonders unsere Unterstützung.“ Gönner erwähnte in diesem Zusammenhang besonders die Länder rund um das Kriegsland Syrien. Im Auftrag der Bundesregierung würden die Flüchtlinge dort sowie die aufnehmenden Gemeinden unterstützt. „Im vergangenen Jahr konnten in Syriens Nachbarländern rund 85.000 Jobs über direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen geschaffen werden.“
Darüber hinaus unterstützt die GIZ beispielsweise junge Menschen in Nordafrika und im Nahen Osten, um deren Chancen auf einen Job zu verbessern. „Hier haben wir in den vergangenen drei Jahren mehr als 100.000 Menschen bessere berufliche Perspektiven eröffnet und die Situation ganzer Familien verbessert“, freut sich Gönner. Diese Maßnahmen, die im Rahmen einer Sonderinitiative des Bundesentwicklungsministeriums geschehen, umfassen etwa Hilfe bei der Arbeitsvermittlung, bei der Unternehmensgründung sowie Fortbildungen für Manager.
Langer Atmen
In Afrika kooperiere die GIZ hingegen mit der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft, um „Wirtschaft und Beschäftigung in Afrika voranzubringen“, so Gönner. Genauso würden Bauern und Kleinbetriebe unterstützt. 10 Millionen Menschen in 14 afrikanischen Ländern profitieren laut der Vorstandssprecherin davon, dass die GIZ zusammen mit Partnern den Anbau von Kakao, Cashewnüssen, Baumwolle und Reis verbessere.
„Unsere Arbeit wirkt und trägt mit dazu bei, die Perspektiven der Menschen in Afrika zu verbessern.“ Internationale Zusammenarbeit brauche jedoch einen langen Atem und die Herausforderungen würden zunehmen. „Afrika ist ein ‚junger‘ Kontinent: Der wachsende Anteil junger Menschen strebt zunächst nach perspektiven im eigenen Land“, sagt Tanja Gönner. Sie sehe hierbei drei Ansatzpunkte: die Schaffung von Industriezonen, Investitionen in den Mittelstand sowie mehr Produktivität im ländlichen Raum.