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US-Wahlkampf: So geht es nach Clintons Nominierung weiter

Hillary Clinton hat es geschafft: Sie hat sie die nötigen Delegiertenstimmen für ihre Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin zusammen. Die entscheidende Frage ist nun, ob sie die Partei – und vor allem die Anhänger von Bernie Sanders – hinter sich vereinen kann. Donald Trump wirbt bereits um Stimmen aus dem Sanders-Lager.
von · 8. Juni 2016
Hillary Clinton jubelt: Die Mehrheit der Vorwähler und jetzt auch der Parteitagsdelegierten der Demokraten steht hinter ihr.
Hillary Clinton jubelt: Die Mehrheit der Vorwähler und jetzt auch der Parteitagsdelegierten der Demokraten steht hinter ihr.

Acht Jahre ist es her, dass Hillary Clinton sich aus dem Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur zurückzog. Barack Obama wurde demokratischer Kandidat und dann US-Präsident. Nun hat Clinton es beim zweiten Anlauf geschafft: Bei der Wahl 2016 ist sie die designierte Kandidatin ihrer Partei. Nach dem Super Tuesday am 7. Juni hat sie die erforderlichen 2382 Delegierten-Stimmen zusammen. Nun stellt sich die Frage: Wie werden die Anhänger von Bernie Sanders wählen? Wird Clinton es schaffen, die Partei hinter sich zu vereinen – oder geben Sanders-Anhänger ihre Stimmen nun Donald Trump? Kann aus #ImWithHer und #FeelTheBern ein Team werden?

Trump wirbt um Sanders-Wähler

In den sozialen Medien machen einige wenige Sanders-Anhänger unter dem Hashtag #BernieOrBust (etwa: Bernie oder Pleite gehen) Stimmung gegen Clinton und für Trump – das erinnert an die enttäuschten Clinton-Fans, die sich 2008 als PUMAs (Party Unity My Ass, etwa: Partei-Einigkeit, du kannst mich mal) gegen Obama zusammenfanden. Eine aktuelle Umfrage zeigt allerdings, dass Sanders‘ Unterstützer Clinton Trump vorziehen, und zwar mit 86 zu 10 Prozent. Im ungefähr gleichen Verhältnis stimmten Clintons Anhänger 2008 für Barack Obama und damit gegen John McCain. Damals hatten ganze 54 Prozent der Clinton-Wähler gesagt, sie würden niemals Obama wählen – letztendlich wählten aber neun von zehn Demokraten Obama, und nicht McCain. Bernie Sanders selbst hat bereits im März 2016 erklärt, wenn auch eher indirekt, dass er Clinton unterstützen werde: „Hillary Clinton und ich sind uns einig, dass es absolut zwingend ist, dass kein Republikaner es ins Oval Office schafft.“

Unterschätzen sollte Hillary Clinton die enttäuschten Sanders-Fans aber nicht. Denn so unterschiedlich sie auch sein mögen, etwas haben Sanders und Trump doch gemeinsam: Sie sind sogenannte „Anti-Establishment“-Kandidaten, die sich beide auf ihre Weise als Revolutionäre sehen. Das hat auch Trump erkannt. Sein Kampagnen-Manager Corey Lewandowski sagte kürzlich: „Bernie Sanders hat große Menschenmengen hinter sich – nicht so groß wie die von Mr. Trump, aber große Menschenmengen – und so gibt es also einen Grad der Begeisterung für seine Botschaften und wir werden diese Leute miteinbeziehen.“

Sanders hat sich zur echten Alternative entwickelt

Es klingt wie eine Drohung und ist auch so gemeint. Wenn die Demokraten einen Präsidenten Trump verhindern wollen, sollten sie sich gut überlegen, wie sie dem Sanders-Lager ein wirkliches Angebot machen können. Clinton ist durch Sanders zu einer besseren Kandidatin geworden: Er zwang sie, ihre Positionen zu präzisieren, sich in einen Dialog zu begeben, den sie so nicht vorausgesehen und vermutlich gerne vermieden hätte. Der demokratische Vorwahlkampf ist durch Bernie Sanders unerwartet interessant geworden – der Senator entpuppte sich als würdiger Gegner, der eine echte Alternative zu Clinton bot. Er hat einen mitreißenden Wahlkampf geführt und es geschafft, gerade junge Menschen anzusprechen. Mit Blick auf die Zukunft können die Demokraten auf dieses politische und Wähler-Potential nicht verzichten. Welche Rolle Sanders für die Partei spielen wird, ist noch nicht klar – dass er eine Rolle spielen sollte, allerdings schon.

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