US-Präsidentschaftswahl: „Die Corona-Pandemie ist das bestimmende Thema“
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Knapp zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl haben in den USA bereits mehr als 40 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgegeben, per Brief oder an einer der Wahlstationen. „Viele gehen von einer Rekord-Wahlbeteiligung aus“, sagt Knut Dethlefsen, Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Washington. Für viele Amerikaner*innen sei dies eine entscheidende Wahl. Vor allem die Anhänger*innen der Demokraten würden früh wählen, während die der Republikaner eher am Wahltag selbst ihre Stimmen abgeben würden.
Ein Fokus auf Corona ist für Trump nicht günstig
„Die Covid-19-Pandemie ist das bestimmende Thema des Wahlkampfs“, sagt Dethlefsen im Interview mit dem „vorwärts“ – und das nicht erst seit der Erkrankung von Präsident Donald Trump. „Die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner ist unzufrieden damit, wie die Trump-Regierung bisher mit der Corona-Pandemie umgegangen ist. Insofern ist ein Fokus darauf für Trump und seine Kampagne nicht günstig“, sagt Dethlefsen. Gerade unter den älteren Wähler*innen, die Trump 2016 maßgeblich ins Amt verholfen hätten, sei die Stimmung gekippt.
Und was, wenn Joe Biden die Wahl gewinnt, Donald Trump das Ergebnis aber nicht anerkennt, wie bereits spekuliert wird? Ein solches Szenario hält Knut Dethlefsen nicht für unwahrscheinlich. „Die Frage ist aber, wie relevant das dann ist.“ Zwar machten auch ihm die zuletzt in die Schlagzeilen geratenen rechten Milizen Sorgen, es sei aber „nicht vorstellbar, dass sie ernsthaft die öffentliche Ordnung gefährden“.
Geordneter Übergang mit viel Gezeter
„Ich gehe von einem deutlichen Wahlsieg von Joe Biden aus“, sagt Knut Dethlefsen. Für Trump werde es in einem solchen Fall auch deutlich schwieriger sein, zu behaupten, das Wahlergebnis sei nicht rechtmäßig zustande gekommen. Trotzdem erwartet der FES-Mann nach dem 3. November „eine Phase einer gewissen Unsicherheit“ für einige Wochen. Dethlefsen Prognose: „Wir werden einen geordneten Übergang erleben, um den herum es aber wahrscheinlich viel Gezeter geben wird.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.