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Trump und Russland: Warum Rechtspopulisten weltweit auf Putin setzen

Der US-Präsident wird die „Russland-Affäre“ nicht los. Jetzt hat sein ältester Sohn auch noch Kontakte nach Moskau zugegeben. Was finden Rechtspopulisten von Donald Trump bis zu Frauke Petry eigentlich so toll an Putins Russland?
von Paul Starzmann · 12. Juli 2017
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Donald Trump Junior, der älteste Sohn des amerikanischen Präsidenten, tritt als Geschäftsführer der „Trump Organization“ in die Fußstapfen seines Vaters. Doch nicht überall scheint der 40-Jährige dem Familienoberhaupt nacheifern zu wollen. Zum Beispiel bei Twitter: Während Trump Senior auch mitten in der Nacht wütende Tweets absetzt, beschränkt sich der Junior meist darauf, die Nachrichten anderer zu teilen, sie zu „re-tweeten“. Am Dienstag allerdings ging der Präsidentensohn mit einer eigenen Botschaft an die Öffentlichkeit – und die hatte es in sich.

Skandalöses über Hillary Clinton: „I love it“

Trump Junior veröffentlichte seinen E-Mail-Verkehr mit dem Publizisten Rob Goldstone, einem Russland-Experten aus Großbritannien. Der hatte im Juni 2016 per E-Mail „sensible Informationen“ über Hillary Clinton angeboten, die Donald Trump im Wahlkampf helfen sollten. Diese kämen aus Russland, die Putin-Regierung wolle damit Trumps Kampagne unterstützen, schrieb Goldstone. Trump Junior antwortete begeistert: „I love it.“

Wenige Tage später vereinbarten Trump Junior und Goldstone ein Meeting mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya, der gute Kontakte in den Kreml nachgesagt werden. Mit bei dem Treffen im Trump Tower: Trump Junior, der Kampagnenmanager Paul Manafort und Jared Kushner, jetzt Berater im Weißen Haus und seit 2009 Ehemann der Präsidententochter Ivanka.

Trump Jr. will die „Russland-Affäre“ beenden

Das Treffen in New York habe jedoch nichts gebracht, sagt Trump Junior heute. Er habe gehofft, von Veselnitskaya kompromittierendes Material über Hillary Clinton zu bekommen. Doch damit habe die Anwältin aus Russland nicht dienen können. Reine Zeitverschwendung sei das Treffen gewesen.

Dass Trump Junior den E-Mail-Verkehr von damals jetzt trotzdem veröffentlicht, liegt an einer Recherche der „New York Times“. Offenbar wollte er Enthüllungen über das Treffen zuvorkommen und die „Russland-Affäre“ beenden. Seitdem Donald Trump die Wahl gewonnen hat, gibt es Gerüchte über Kontakte zwischen Trumps Team und dem Kreml. Und immer wieder beteuert irgendjemand aus dem Umfeld des Präsidenten, an den Gerüchten sei nichts dran. „Natürlich nicht“, sagte etwa Mike Pence am 15. Januar dem Sender CBS, nur wenige Tage bevor er zum Vize-Präsidenten ernannt wurde. Doch mit den ewigen Dementis scheint jetzt Schluss zu sein: Ja, es gab Kontakte mit Russland, hat Trump Junior jetzt per Twitter alle Zweifel aus dem Weg geräumt.

Warum Präsident Putin?

Nicht erst seit dem G20-Gipfel in Hamburg, wo sich Donald Trump und Wladimir Putin zum ersten Mal offiziell begegneten, ist bekannt, dass die beiden Präsidenten sich politisch nahe stehen. Dass es im Wahlkampf Gespräche mit Russland gab, überrascht daher kaum noch jemanden. Schon während seiner Kampagne hatte Trump lobende Worte für den Autokraten Putin gefunden. Dass der in Russland die Pressefreiheit unterdrückt, dürfte dem US-Präsidenten gefallen. Auch er hält nach eigenem Bekunden nicht viel von kritischer Berichterstattung. Putin wiederum dürfte aus strategischen Gründen freuen, dass Trumps irrlichternde Regierung die Supermacht USA immer weiter ins Chaos treibt.

Die zwei Spitzenpolitiker haben aber auch ideologische Gemeinsamkeiten: Beide speisen ihre Weltsicht aus dem rechtsextremen Spektrum. Bei Trump ist das ganz offiziell, im Weißen Haus sitzt Rechtsaußen Steven Bannon als einer seiner engsten Berater. Der gilt als Ideengeber für Trumps harten Anti-Islam-Kurs. In Russland wiederum wird dem rechtsextremen Philosophen Alexander Dugin nachgesagt, der Einflüsterer Putins zu sein. Auch Dugin, ein fanatischer Rassist, ist ein eingefleischter Islamhasser.

Russische Propaganda für AfD, FN & Co

Kein Wunder, dass auch in Europa die Trump-Putin-Connection bei den Rechten auf Verständnis trifft – und Nachahmer findet. Im März 2017 besuchte die Französin Marine LePen, Chefin des rechtsextremen Front National (FN), Putin in Moskau. Anfang des Jahres hatte sie öffentlich Trumps Wahlsieg gefeiert. Auch AfD-Chefin Frauke Petry war Anfang des Jahres noch begeistert von Donald Trump. Sie nannte ihre Partei eine „natürliche Verbündete“ des US-Präsidenten. Verbündete sieht sie offenbar auch in Putins Partei „Einiges Russland“, deren Vertreter sie im Februar in Moskau besuchte. Die russische Propaganda – darunter der Sender „Russia Today Deutsch“ – dankt der europäischen Rechten die Freundschaft immer wieder mit einseitig wohlwollenden Berichten über AfD, FN und Co.

Es ist die Art von Journalismus, von der sich Trump und seine Familie in Zeiten der „Russland-Affäre“ wohl auch in den USA mehr wünschen.

Autor*in
Paul Starzmann

ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.

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