Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat mittlerweile drei Stadtteile im Osten Kobanes erobert. Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am späten Montagabend mit. Kampfflugzeuge der US-geführten Anti-IS-Koalition flogen in der Nacht zum Montag zwar erneut Angriffe auf die Stellungen der Dschihadisten vor Kobane, konnten ihren Vormarsch aber ebenso wenig stoppen wie die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG).
Die Kurden leisten nun erbitterten Widerstand in der Stadt. Sie verfügen nach eigenen Angaben über etwa 5000 Kämpfer. Der Chef der Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sprach von „guerillaartigen“ Kampfszenen in Kobane. Sollte der IS Kobane einnehmen, wäre damit die westliche Strategie begrenzter Luftangriffe in Syrien und im Irak in Frage gestellt. Dabei stehen Bodentruppen in Sichtweite bereit.
Türkei zögert, Kurden mit Panzern zu helfen
Kobane liegt direkt an der türkischen Grenze. Ankara hat zwar Truppen an der Grenze zusammengezogen und direkt gegenüber der Stadt unter anderem zwei dutzend Panzer auffahren lassen, doch bisher haben die Truppen den Befehl, nicht in die Kämpfe einzugreifen. Die Türkei beharrt darauf, erst dann anzugreifen, wenn die USA zu militärischen Schritten gegen die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad bereit sind. Ankara argumentiert, Assads rücksichtsloses Vorgehen gegen die Opposition sei der Grund für die Entstehung radikaler Gruppen wie dem IS. Angst vor einer Stärkung der Kurden spielt sicher auch eine Rolle für das Zögern der Türkei.
Sollten die Extremisten des IS Kobane nach inzwischen dreiwöchiger Belagerung einnehmen, wäre das ein weiterer entscheidender Erfolg für sie. So könnte die Terrormiliz ungehindert mehrere hundert Kilometer der Grenze zur Türkei kontrollieren, und wäre noch schwerer zu bekämpfen als bisher.