Er sitzt in der seit Monaten heftig umkämpften syrischen Stadt Aleppo in Haft. Vor mehr als drei Monaten ist der deutsche Journalist Armin Wertz im nördlichen syrischen Grenzgebiet zusammen mit einem türkischen Begleiter von der syrischen Polizei festgenommen worden.
Der 68jährige Wertz, der in Djakarta lebt und im Auftrag deutscher englischsprachiger Zeitungen in Singapur nach Syrien gereist war, hatte kurz nach seiner Verhaftung noch eine SMS an einen Freund in Frankfurt/ Main geschrieben. Er werde „korrekt behandelt“ hieß es darin. Eine zweite Nachricht schickte er kurz danach. Seitdem ist jeder Kontakt abgebrochen. Wertz wird vorgeworfen, ohne Visum in Syrien eingereist zu sein. Eine geheimdienstliche Tätigkeit wird ihm nicht zur Last gelegt.
Der Stand der Dinge ist nach Informationen von vorwärts, dass Wertz in Aleppo im Zentralgefängnis festgehalten wird. Das Gefängnis wird von der Armee Syriens geschützt. Mindestens drei schwere Angriffe der Rebellen wurden verlustreich für diese zurück geschlagen. Bei ihnen handelt es sich um die für ihre Brutalität berüchtigte Al Nusra Front. Sie steht Al Qaida nahe. Armin Wertz ist während dieser Woche in der Haft an zu hohem Blutdruck erkrankt. Hat aber nach zuverlässigen Informationen eine gute und gründliche Behandlung in der nahe und ebenfalls im Westteil der Stadt gelegenen Universitätsklinik erhalten. Anschließend ist er zurück in das Zentralgefängnis verlegt worden, in dem etwa 4000 Häftlinge untergebracht sind. Der Westteil von Aleppo wird vom syrischen Militär gehalten.
Keine Information über seinen Verbleib
Derzeit sind außer Armin Wertz in Syrien 11 weitere Journalisten in Haft oder werden vermisst. Darunter zwei Franzosen, zwei US-Amerikaner, ein Italiener sowie ein Jordanier. Über deren Verbleib gibt es keine zuverlässigen Informationen. Das Außenministerium in Berlin gibt keinerlei Auskünfte. Die Haltung des Auswärtigen Amtes (AA) ist es, in „solchen Fällen nichts verlautbaren zu lassen“. Angeblich gibt es keinen neuen Sachstand. Aber auch das will das AA weder bestätigen noch bewerten. Zum Schutz der betroffenen Personen, wie es heißt. Kontakt hält es zu seinem Bruder. Das ist der offizielle Teil. Der spielt sich in den sehr unübersichtlichen Kulissen und den unscheinbaren Büros des politischen Berlin ab.
Tatsächlich in die Situation sehr kompliziert. Die deutsche Botschaft in Damaskus ist geschlossen. Die Botschaft im libanesischen Beirut macht die Arbeit. In Damaskus gibt es nur noch eine sehr kleine Zahl westlicher Diplomaten. Das AA in Berlin arbeitet mit Nachdruck daran, Armin Wertz aus Aleppo heraus zu bekommen. Das hat bisher zu keinem Erfolg geführt. Ihn zu erzielen ist denkbar schwierig. Aleppo wird von der Al Nusra Front belagert. Die Situation bis zum gut 300 km entfernten Damaskus ist unübersichtlich und gefährlich. Und in den Außenbezirken der syrischen Hauptstadt wird gekämpft. Jeden Tag. So konnten die entscheidenden Fragen bisher nicht beantwortet werden: Wer entscheidet über die Freilassung von Armin Wertz? Wer bringt ihn raus und wohin?
Der Geschäftsträger der syrischen Botschaft in Berlin gibt keine Auskünfte. Ebenso wenig das AA. Nach allem, was zu erfahren ist, sind Gespräche angebahnt worden. Geduld und Diskretion werden nötig sein, um Armin Wertz auf eine Art und Weise aus dem Gefängnis in Aleppo heraus zu verhandeln, dass die beteiligten Seiten „ihr Gesicht wahren können“.
Weitere Informationen und Reporter ohne Grenzen
ist Journalist, Gast-Dozent für Fernsehdokumentation und -reportagen an der Berliner Journalistenschule und an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin sowie Honorarprofessor im Studiengang Kulturjournalismus an der Berliner Universität der Künste (UdK).