Gerade als die beiden wichtigsten Politiker Simbabwes, Präsident Robert Mugabe und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai in ihren Verhandlungen über eine Machtteilung die Totalblockade verkündeten, begann in Simbabwe die Cholera auszubrechen. Neben Arbeitslosigkeit, Rekordinflation und Hunger ein weiterer Nagel am Sarg des einst prosperierendsten Staates des südlichen Afrika. Seit Herbst starben nach offiziellen Angaben bereits mehr als 3.000 Menschen, 60.000 gelten als infiziert.
Wer kontrolliert Armee und Polizei?
Doch könnte es mit Simbabwe endlich wieder bergauf gehen. Auf Druck der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas (SADC) und unter Vermittlung des südafrikanischen Präsidenten Kgalema Motlanthe haben sich die Erzrivalen Mugabe von der Simbabwischen National-Union (ZANU-PF) und Tsvangirai von der Bewegung für demokratischen Wandel (MDC) auf die Details der Machtteilung geeinigt.
Die strittigste Frage, wer neben der Armee das Innenministerium und damit die Polizei kontrollieren soll, wurde mit der Doppelbesetzung der Behörde aus beiden Parteien gelöst. Mugabe wird Präsident bleiben, Tsvangirai am Mittwoch den neu geschaffenen Posten des Premierministers übernehmen, die übrigen Ministerposten werden aufgeteilt. Bis Freitag soll die Regierung stehen.
Wird Mugabe seine Macht teilen?
John Makumbe, simbabwischer Politikwissenschaftler plädiert dafür, der neuen Verwaltung eine Chance zu geben: "Wenn die Regierung begreift, wie schlecht es den Simbabwern geht, wird sie sich hoffentlich zusammenreißen. Wir müssen auf diese Hochzeit vertrauen." Die internationale Gemeinschaft hingegen ist noch skeptisch, ob der seit fast dreißig Jahren regierende Präsident Mugabe seinem Erzrivalen endlich einen Teil der Macht überlassen wird. Zuletzt hatte er die Opposition mit eiserner Hand verfolgt, noch immer sitzen zahlreiche Mitglieder der Bewegung für demokratischen Wandel im Gefängnis.
Soforthilfe gegen Cholera-Epedimie
Die Bevölkerung darbt derweil weiter in Arbeitslosigkeit, Elend und Ungewissheit. Die offizielle Beschäftigungsrate liegt mittlerweile bei nur noch sechs Prozent der Bevölkerung, neben den
Metropolen ist auch in den ländlichen Gebieten das Wasser mit Cholera-Erregern verseucht, die Krankenhäuser platzen aus allen Nähten, dabei werden Ärzte und Krankenschwestern schon lange nicht
mehr bezahlt. Die Wirtschaft liegt mit einer Inflation von etwa 231 Millionen Prozent am Boden.
"Wir hatten nur noch eine Chance," so Innocent Gonese von der MDC, "wenn wir uns die Lage unserer Menschen betrachten, dann konnten wir nur noch pragmatisch sein und dem Abkommen mit
Mugabe zustimmen." So sprachen sich alle MDC-Abgeordneten des simbabwischen Parlamentes vergangene Woche für die Zusammenarbeit mit der ZANU-PF aus.
EU will Regierung an Taten messsen
Das benachbarte Südafrika hat die Nachricht mit einer Soforthilfe von umgerechnet drei Millionen Euro Entwicklungshilfe belohnt, die Vereinten Nationen wurden eingeladen, dem Land bei der
Bekämpfung der Cholera zu helfen - erste Veränderungen treten also schon ein. Die Europäische Union hat ein Ende ihrer Sanktionen jedoch an eine Umsetzung der Regierungsziele geknüpft. Der Hohe
Repräsentant der EU für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, betonte, dass "die Regierung an ihren Taten gemessen wird."
"Die wichtigste Aufgabe des neuen Kabinetts wird die Ausarbeitung einer neuen Verfassung sein," so John Makumbe, "über die dann in einem Referendum abgestimmt wird." Zudem müssen der
Nationale Sicherheitsrat und die Gouverneursposten neu besetzt werden, genug Anlass zum Streit ist also vorprogrammiert. Ob das Leid der Bevölkerung den starrsinnigen Diktator Mugabe nun endlich
zur Vernunft bringt, bleibt abzuwarten. Bislang haben ihn weniger Armut, Hunger und Epidemien seiner Menschen berührt, als der Druck der internationalen Gemeinschaft. Für seine Geburtstagsfeier
am 21. Februar soll er sich bereits 300.000 Dollar aus der klammen Staatskasse genommen haben.
Jérôme Cholet arbeitet als freier Autor mit Schwerpunkt Afrika, Lateinamerika und Naher Osten. Themen sind Wahlen, Armut und Entwicklung.
arbeitet als freier Autor mit Schwerpunkt Afrika, Lateinamerika und Naher Osten.