International

Schluss mit Zocken

von Die Redaktion · 1. Oktober 2008
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"Während in Europa und der Welt nationale Hilfspakte für die strauchelnde Bankenbranche aus dem Boden gestampft werden, fehlt der EU-Kommission immer noch der Mut für härtere Regelungen. Wichtig ist nun, vor allem ein Packet auf den Weg zu bringen, dass langfristige Investitionsentscheidungen fördert und verantwortungslose Zockerpraktiken bestraft", forderte der SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann anlässlich der von der EU-Kommission heute vorgelegten neuen Vorschriften zur Stabilisierung der Finanzsysteme. Der Wirtschaftsexperte begrüßte aber grundsätzlich den Vorstoß der EU-Kommission, die europäische Aufsichtsstruktur zu stärken sowie Banken zu zwingen, sich durch mehr Eigenkapital gegen Kreditausfälle abzusichern. "Jedoch ist Kommissar McGreevy offensichtlich bereits bei der Frage der Eigenkapitalsicherung vor dem Druck der Großbanken eingeknickt. Ihm scheint augenscheinlich der Ernst der Lage noch immer nicht hinreichend deutlich zu sein", kritisierte Bullmann. In der aktuellen Finanzmarktkrise haben Verbriefungen von Krediten eine besonders unrühmliche Rolle gespielt. In Zukunft müssen Banken mindestens fünf Prozent der verbrieften Kredite behalten. Anfangs hatte die EU-Kommission noch fünfzehn Prozent vorgeschlagen. Bei der Überwachung von Risiken ist es darüber hinaus wichtig, auch die Qualität im Auge zu behalten. Banken sollten ihr Darlehnsmanagement daher offen legen müssen, damit nicht durch eine allzu kurzfristige Refinanzierungspolitik ständig neue Katastrophen entstehen. Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Begrenzung von Großkrediten gehe in die richtige Richtung. "Allerdings muss scharf darauf geachtet werden, dass regionalen und lokalen Instituten (z.B. Sparkassen und Genossenschaftsbanken), die in verlässlichen Haftungsverbünden abgesichert sind, keine Nachteile bei der Mittelstandsfinanzierung entstehen", so Bullmann weiter. Um den Hebel bei Investitionsentscheidungen wieder in Richtung Langfristigkeit umzustellen, bedarf es jedoch vor allem der Regulierung von bisher kaum erfassten Teilen des Finanzmarktes, wie Hedge Fonds und Private Equity. "Allerdings ist fraglich, ob McGreevy die Kraft und den Willen hat, hier wirklich tätig zu werden. Er scheint noch immer dem Irrglauben verfallen zu sein, dass unregulierte Märkte am besten funktionieren", stellte Bullmann abschießend fest.

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Die Redaktion

des vorwärts.

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