„Pulse of Europe“: Bürgerinitiative erhält Europäischen Bürgerpreis
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Einstehen für ein demokratisches und vereintes Europa – dafür steht „Pulse of Europe“. Jeden ersten Sonntag im Monat veranstaltet die 2016 gegründete Bürgerinitiative proeuropäische Kundgebungen, mittlerweile in 140 Städten in 21 der EU-Mitgliedsstaaten. „Der ‚Pulse of Europe’ bietet europabegeisterten Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform, auf der sie ihr Engagement für die Europäische Union offen zeigen können,“ sagte Frank Piplat, Leiter des Informationsbüros des Europäischen Parlaments bei der Preisverleihung in Berlin.
Gründung vor dem Hintergrund des erstarkenden Rechtspopulismus
Der „Pulse of Europe“ wurde von den Frankfurter Rechtsanwälten Sabine und Daniel Röder gegründet. Zusammen mit ihrem Freundes- und Kollegenkreis entschieden sie, dass man für ein Fortbestehen der Europäischen Union selbst aktiv werden müsse. Der letzte Stein des Anstoßes war die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2016. Einen Tag darauf entstanden die ersten Konzepte und der Name der Bürgerinitiative. Seit der ersten Kundgebung in Frankfurt Ende November 2016 stiegen die Mitgliedszahlen un d auch die Anzahl der europäischen Städte, in denen Kundgebungen stattfinden stetig.
Eine Stimme für Europabegeisterte
„Die Zeiten sind nicht leicht“, sagte Daniel Röder nach Entgegennahme des Preises. Die Organisation musste feststellen, dass nach einem Hoch der Teilnehmerzahlen vor den Wahlen in Frankreich das Engagement der Bürger wieder leicht nachgelassen hat. „Unserer Einschätzung nach wird Europabegeisterung oft von Angst getrieben. Unser Wunsch ist es, dass vor der Angst, Freude und Begeisterung zu einem Engagement für die Europäische Union führen.“
Ziel des „Pulse of Europe“ sei es, Bürger aus ganz Europa und aus dem Herzen der Gesellschaft zusammenzubringen, die an die Europäische Union glauben und für ihren Erhalt kämpfen wollen. Es gehe darum, der schweigenden Mehrheit eine Stimme zu geben, sagte Röder. In Zeiten des erstarkenden Rechtspopulismus sei es wichtig, diesen Strömungen entgegenzugehen um Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu erhalten.
Offen, lebhaft und überparteilich
Nominiert wurde der „Pulse of Europe“ von den SPD-Europaabgeordneten Arndt Kohn und Arne Lietz, die den Preis in Berlin selbst übergaben. Arndt Kohn betonte bei seiner Laudatio, dass ihm vor allem die Ziele der Initiative „Europa darf nicht scheitern“ und „Der Friede steht auf dem Spiel“ sprächen ihm aus dem Herzen.
„Der ‚Pulse of Europe’ ist eine lebhafte, offene und bunte Bürgerbewegung, die weder in eine Schublade, noch in eine politische Blickrichtung gehört“, sagte Kohn. Jeder, der ein Zeichen für Europa setzen wolle, sei in dieser Initiative willkommen.
„Wenn es bis heute keinen Preis für europäisches Engagement geben würde, müsste er für ‚Pulse of Europe’ erfunden werden“, äußerte auch Arne Lietz. Der Abgeordnete betonte, wie wichtig es sei, jetzt für proeuropäische Parteien und Menschen einzustehen. Ein „Ja“ zu Europa – durch die Bürgerinnen und Bürger auf der Straße sei das Beste, was man jetzt für eine starke Europäische Union tun könne, sagte Lietz. „Geben sie nicht auf! Machen sie weiter!“
Auszeichnung für europäisches Engagement
Der Europäische Bürgerpreis wird seit 2008 jährlich verliehen. Es werden Projekte ausgezeichnet, die sich durch besonderes Engagement für die Europäische Union auszeichnen und das gegenseitige Verständnis sowie die Integration innerhalb Europas fördern. Die einzelnen Projekte werden von den Abgeordneten des Europäischen Parlaments vorgeschlagen. Dieses Jahr wurden aus über 100 vorgeschlagenen Projekten 50 Preisträger aus 26 EU-Mitgliedsstaaten ausgewählt. Jeder Preisträger steht für Zusammenarbeit, Solidarität und Toleranz innerhalb der EU und darüber hinaus.
Neben „Pulse of Europe“ wurden drei weitere deutsche Preisträger ausgezeichnet: Der Verein „Die Bürger Europas“, die Lehrerin Herta Hoffmann vom Max-Planck-Gymnasium in Delmenhorst und die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde.
war 2017 Praktikantin in der Redaktion des vorwärts. Sie studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster.