Nach der Präsidentschaftswahl: „Jetzt ist Brasilien wieder da“
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„Wir sind von unserem Hotel zur Wahlparty der PT gelaufen und haben auf dem Weg die Meldung bekommen, dass Lula vorne liegt, aber wir brauchten diese Meldung gar nicht, weil man aus den Straßen unglaubliche Jubelschreie gehört hat“, berichtet Manuel Gava. Gemeinsam mit seinen Fraktionskolleg*innen Frank Schwabe und Isabel Cademartori hat der SPD-Bundestagsabgeordnete kürzlich im Kontext der Präsidentschaftswahl das größte Land Lateinamerikas besucht und dort den Wahlsieg des sozialdemokratischen Kandidaten miterlebt. Im Instagram-Live-Gespräch mit dem „vorwärts“ berichten Gava und Cademartori von ihren Erfahrungen.
Die Stimmung im Vorfeld der Stichwahl zwischen Lula und dem rechtsextremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro sei recht angespannt gewesen, sagt Cademartori. „Dementsprechend groß war die Erleichterung. Es war eine riesengroße Party auf der Straße, etwas anders als in Deutschland.“ Zudem blieben die im Vorfeld befürchteten Unruhen nach der Wahl weitestgehend aus. Zwar gab es im ganzen Land Straßenblockaden, auch der Zugang zum größten Flughafen des Landes in São Paulo war zeitweise gesperrt. „Ich stand einmal drei Stunden im Stau und habe einige Termine verpasst, weil nichts mehr ging“, sagt Gava.
Gleichzeitig laufe der Prozess der Machtübergabe bereits. Das zeige, dass die brasilianischen Institutionen stärker seien als Bolsonaro. Dennoch mahnt der SPD-Abgeordnete: „Vier weitere Jahre Bolsonaro hätten diese Institutionen, dieses Land und diese Gesellschaft nicht überlebt.“
Mit Brasilien für den Klimaschutz
Der Wahlsieg Lulas scheint jedoch nicht nur innenpolitisch, sondern auch mit Blick auf internationale Fragen umso wichtiger, beispielsweise beim Klimaschutz. Sich innerhalb Lateinamerikas auf eine Position zu einigen geht nicht ohne Brasilien. Jetzt ist Brasilien wieder da“, sagt Cademartori. Die Abholzung des Regenwaldes werde sich zwar nicht von heute auf morgen stoppen lassen, aber zumindest sei jetzt der Wille da. „Lula ist jemand, der sehr viel internationale Erfahrung hat und der Außenpolitik einen stärkeren Stellenwert beimisst“, glaubt die SPD-Abgeordnete.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo