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Mojib Latif: „Die Erderwärmung trifft Frauen besonders“

Frauen sind vom Klimawandel am härtesten betroffen. Besonders die Erderwärmung hat gravierende Folgen für die Bevölkerung in Schwellenländern - und dort vor allem für die Frauen. Ein Interview mit Klimaforscher Mojib Latif.
von Johanna Schmeller · 20. Juli 2018

Warum sind Genderaspekte im Klimaschutz besonders relevant?

Nicht nur beim Klimaschutz, sondern insgesamt beim Ressourcenschutz spielen Frauen eine zentrale Rolle. Der Grund ist, dass wir gerade in Afrika enorme Bevölkerungsexplosion haben – deshalb verbrauchen wir mehr. Ein höherer Ressourcenverbrauch bedeutet auch mehr Treibhausgase, mehr Erderwärmung.

Es wäre wichtig, in Bildung zu investieren – damit Frauen gerade in Schwellenländern aufgeklärter sind, besonders im Punkt Verhütung.

Die größte Herausforderung ist aber, bestimmte kulturelle Dinge zu ändern – es sind meist die Männer, die gern viele Kinder wollen, die Frauen weniger.

Wenn die Frauen wüssten, dass es so einfach wäre, weniger Kinder zu bekommen, würden sie es in großen Teilen tun.

Warum trifft Klimawandel Frauen am härtesten?

Diese Entwicklung ist in den Schwellenländern am schlimmsten. Die Frauen sind für die Versorgung zuständig. Je schwerer die Landwirtschaft betroffen ist vom Klimawandel, umso mehr trifft es sie. Besonders Dürren machen für Frauen einen großen Unterschied.

Wenn stärker Pestizide eingesetzt werden müssen, weil sich bestimmte Schädlingsarten sprunghaft vermehren, trifft dies oft gerade Kinder – etwa auf Teeplantagen in Indien. 

Untenstehend sind Schwellenländer genannt, gibt es denn Beispiele aus unseren Breiten, etwa aus Bergregionen oder Küstengebieten (Hallig)?

In Deutschland sind Männer und Frauen gleich stark vom Klimawandel betroffen, ob Senner oder Bauern. Aber ungebremster Klimawandel führt zu einer globalen Rezession, und Frauen werden oft zuerst entlassen.

Unsere Lebensgrundlagen werden sich dramatisch verschlechtern, in Hinblick auf Landwirtschaft, Infrastruktur, Sicherheitslage – denn wenn Gegensätze zwischen Regionen immer stärker ausgeprägt sind, nimmt die Sicherheit ab. Wir steuern auf eine weltweite Rezession zu, wie der berühmte Stern-Report (2006) gezeigt hat.

Inwiefern sind Frauen – gerade in Entwicklungsländern – auch Trägerinnen von Innovationen, wenn es um Klimaschutz geht?

Gerade bei Frauen liegt viel Innovationspotential brach. Es wird verschwendet, obwohl sie sich mit den Problemen besser auskennen. Frauen würden Solarkocher besser annehmen als Männer, oder etwa Solarlampen, die ihre Kinder zum Lesen brauchen oder dazu, Hausaufgaben machen. Frauen wissen, wofür diese Sachen gut sind. Damit würden sie auch die Energiewende vor Ort anders vollziehen: Sie wären die Trägerinnen des Aufbaus einer dezentralen Energieversorgung. Es ist doch unnötig, das diese Länder dieselben Fehler machen wie wir: riesige, zentrale Kohlekraftwerke.

 

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