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Martin Schulz: Pariser Attentat „ein Angriff auf uns alle“

Wir alle sind zutiefst erschüttert durch das abscheuliche Attentat auf Charlie Hebdo. Dies ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft und die Werte, für die sie steht. Dreizehn Menschen sind tot. Sie mussten sterben, weil sie zeichneten, was fanatische Gewalttäter nicht sehen wollten.
von Martin Schulz · 08. January 2015
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Der Angriff auf Charlie Hebdo war ein Angriff auf das freie Wort, ein Angriff auf die Freiheit. Ein Angriff auf unsere fundamentalen Werte der Presse- und Meinungsfreiheit, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts. Der Angriff auf Charlie Hebdo war ein Angriff auf uns alle. Deshalb müssen wir uns alle unabhängig von unserem Glauben und unseren Überzeugungen entschlossen gegen derartige Handlungen stellen.

Dies ist eine Zeit großer Trauer, doch wir müssen besonnen agieren. Der damalige norwegische Premierminister Jens Stoltenberg sagte nach den fürchterlichen Attentaten in Oslo und Utøya: "Wir werden reagieren mit noch mehr Demokratie, mit noch mehr Humanität, aber niemals mit Naivität". Von diesen Worten sollten wir uns leiten lassen.

Hass nicht mit Hass beantworten

Was jetzt nicht geschehen darf: Dass wir unser Handeln und Denken ändern, dass wir unsere europäischen Werte aufgeben. Dass wir dem Hass, mit dem uns die Terroristen überziehen und anstecken wollen, erliegen und dass wir Hass mit noch mehr Hass beantworten und Gewalt mit noch mehr Gewalt. Dass Fanatiker mit Kalaschnikows und Raketenwerfern diktieren, was wir denken, sagen, zeichnen, filmen, schreiben, dass Terroristen beeinflussen, wie wir unsere Gesellschaft gestalten, wie offen, tolerant und human wir unser Zusammenleben gestalten.

Wenn sich jetzt Journalisten und Zeichner einer Selbstzensur unterwerfen und in falscher Rücksichtnahme selbst beschränken, wenn jetzt jeder Muslim unter Generalverdacht gestellt wird; wenn jetzt Islam und Islamismus gleichgesetzt werden wie dies populistische Parteien und Bewegungen tun um Angst zu schüren, Hetze zu betreiben und Menschen gegeneinander in Stellung zu bringen; wenn jetzt staatliche Stellen den Herausforderungen nur mit repressiven Sicherheitsmaßnahmen begegnen: wenn das passiert, dann haben die Terroristen gewonnen und ihr Ziel erreicht, denn dann haben wir unsere Freiheit verloren. Das aber, darf niemals geschehen.

Die offene Gesellschaft verteidigen

Deshalb: Wir stehen in der Pflicht im Gedenken an die Opfer von Charlie Hebdo unsere offene europäische Gesellschaft und die Werte, die sie repräsentiert, das friedliche und respektvolle Zusammenleben aller, zu verteidigen. Wir stehen in der Pflicht jede Form der Gewalt, von Hass und von Fanatismus scharf zu verurteilen und zu bekämpfen. Jetzt müssen wir gegen die Angst zusammen stehen, uns nicht anstecken lassen von dem Hass der Attentäter, wir müssen wachsendes Misstrauen bekämpfen und die Freiheit aller, die Freiheit für die 13 Menschen am vergangenen Mittwoch gestorben sind, schützen.

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Autor*in
Martin Schulz

ist Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er war von 2017-2018 SPD-Parteivorsitzender und von 2012-2017 Präsident des Europäischen Parlaments.

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