Warum gibt es für die Revolution in Syrien keine Solibewegung wie einst für Lateinamerika? Das fragte sich Elias Perabo, als er im Frühjahr 2011 aus Damaskus zurück nach Berlin kam. Mit einem halben Dutzend Mitstreitern gründete er vor fast einem Jahr die Initiative „Adopt a Revolution – den syrischen Frühling unterstützen“.
Eine Bewegung ist daraus nicht geworden. Aber inzwischen können die deutschen und syrischen Mitarbeiter ein ordentliches Spendenaufkommen verzeichnen. Knapp 30.000 Euro gehen bei „Adopt a Revolution“ monatlich für den friedlichen Widerstand ein. Das Geld wird an rund 30 Lokalkomitees in Syrien geschickt.
Geld für Transparente
Davon kaufen die Aktivisten in Syrien Kameras, Farben und Stoff für Transparente, sie bezahlen ihre Telefonrechnung oder mieten einen Büroraum an. Zunehmend wenden sie Geld für Gefangene und Untergetauchte auf: Rechtanwälte müssen bezahlt werden, Anfragen bei den Behörden, in welchem Gefängnis jemand inhaftiert ist, kosten Geld.
Alle sechs Wochen legen sie Rechenschaft ab und berichten, was sich bei ihnen politisch tut. So schreibt das Komitee in Qudssaya, einem Ort nahe Damaskus: „Im Moment können wir leider nicht richtig demonstrieren. Man weiß nie, wann sie einen bombardieren. “
An ein paar Bedingungen müssen sich die Komitees halten: Das Geld darf nur für friedliche politische Arbeit eingesetzt werden. Was das genau bedeutet, darüber gibt es innerhalb der Initiative und ihrem Beirat manchmal hitzige Diskussionen. „Ist es ein militärischer Zweck, wenn in einem angemieteten Büro ein Raum als Untergrundlazarett genutzt wird? So was diskutieren wir durchaus kontrovers.“ erläutert Elias Perabo.
Für Frieden und Gleichberechtigung
Alle lokalen Koordinierungskomitees haben sich auf einen Forderungskatalog geeinigt, der auf den Menschenrechten basiert. Sie verlangen Freiheitsrechte, Demokratie und die Gleichheit aller Bürger. Außerdem heben sie hervor, dass es künftig keine Diskriminierung von Gruppen wie etwa Kurden geben darf. In ihren Berichten an „Adopt A Revolution“ erläutern sie auch ihre Entscheidungsprozesse. „Die Komitees schreiben uns, ob sie etwa Konsens- oder Mehrheitsentscheidungen treffen und wie sie ihre Mitglieder-Basis erweitern“, erläutert Perabo.
Viele Komitees sagen, dass „Adopt a Revolution“ ihre einzige Geldquelle sei. Die von den USA und Frankreich versprochenen Millionen für den politischen Widerstand seien noch nicht angekommen, berichten sie den deutschen Spendensammlern. Aber auch die ideelle Unterstützung ist den Aktivisten in Syrien wichtig. Sie fühlen sich von der Welt allein gelassen. „Wir wünschen uns Frieden und Freiheit – das ist doch nicht zuviel verlangt!“ schreibt ein Aktivist des Komitees in Al Kadam einem Viertel in Damaskus und weiter: „Wir wünschen uns aus tiefsten Herzen, dass unsere friedliche Protestbewegung mehr Unterstützung erfährt, denn sie ist die einzige Chance, einen Bürgerkrieg zu verhindern!“
Info:
Mehr auf www.adoptrevolution.org