Plauen - Der Publizist, Journalist und ehemalige Bundestagsabgeordnete Albrecht Müller aus der Pfalz ist ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er hält die gegenwärtig herrschende
politische Klasse im Land für korrupt und asozial, er sieht die Finanzwirtschaft, die großen Konzerne und die Medien mit ihren Eignern, Strukturen und Verflechtungen als Strippenzieher für die
gegenwärtigen Verhältnisse zu ihren Gunsten. Müller belegt das in seinen Vorträgen, Büchern und im besonderen auf seiner Internetseite "
Nachdenkseiten" konkret an etlichen Beispielen und Personen. So auch kürzlich in Chemnitz, als der ehemalige Berater der Bundeskanzler Willy Brandt und
Helmut Schmidt, auf Einladung der Volkshochschule im Kulturkaufhaus "Das Tietz" seinen Vortrag "Meinungsmache" vor mehr als 200 Besuchern hielt. Es war sein zweites Gastspiel 2010 nach Plauen (in
der Galerie Forum K) in Sachsen.
Zwei Stunden analysierte Müller die Entwicklung Deutschlands, die sich weg vom Sozialstaat bewege und legte offen, wie gerade in den Medien und der Politik die Strategien für eine Republik
des Establishments ausgedacht und durchgesetzt werden. Die Worte flogen den Zuhörern um die Ohren. Geld für die Banken, private Altersvorsorge, Niedriglohnsektor, den Staat zurückdrängen, den
Generationenvertrag zerstören, fortschrittliche Koalitionen verhindern, Privatisierung von Allgemeingütern - alles Baustellen der Akteure in den Schaltzentralen.
Der Buchautor von "Meinungsmache" und "Machtwahn" beschrieb die Methoden gerade der medialen Beeinflussungen und warnte sein Publikum: "Seien Sie stets misstrauisch!" Beispielsweise wenn
"Experten" zu Worten kommen, wenn Institute sich positionieren, wenn Lügen immer wieder wiederholt werden, wenn immer die gleichen aber keine anderen Argumente benannt und diese als
"alternativlos" geadelt werden. Wenn Brandstifter zu Wort kommen und hetzen, das einem schlecht wird. Und meinte damit den Mann, dessen Buch viele Leute kaufen. "Die hunderttausende Bürger müssen
doch bescheuert sein", fand Müller.
Die Gründe, die Motivation für derlei Handeln der Politik, Wirtschaft, Banken und der großen Medien lieferte er ebenso: "Es ist die Gier, es ist die Lust und das Festhalten an Macht und
Reichtum und es ist das Bestreben, die Verhältnisse zu zementieren, dass diese so bleiben." Dabei gehe die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander, die Gegenwehr findet - noch - zu
zaghaft statt, beschrieb Müller pessimistisch. Dennoch, solle man sich nicht unterkriegen lassen. "Sehen Sie, ich mache die Nachdenkseiten, halte Vorträge und nicht meinen Mund. Das ist mein
kleiner Beitrag", so der ehemalige enge Berater von Willy Brandt.
In Chemnitz wie in Plauen positionieren sich Menschen, stellte Müller im Anschluss des Abends fest. Eine Gästewortmeldung verursachte zum Schluss besonders Beifall: "Sind die Bürger dieser
Stadt an der von skrupellosen Finanzspekulanten verursachten Krise schuld? Haben die Bürger einen Anteil an den politischen Fehlentscheidungen in Sachsen und im Bund? Nein. Wir gehen am 20.
September unter dem Motto "Die Stadt gehört uns allen, Basta! Chemnitz!" auf die Straße, weil wir die Kürzungen um 187 Millionen nicht hinnehmen wollen." Müller darauf: "Genau so, die Menschen
müssen aufwachen und nicht zu Hause sitzen und sagen, es geht nix."
Frank Blenz arbeitet als freier Autor, Journalist und Fotograf, schreibend für Lokalzeitungen und Wochenblätter; ist Texter, Musiker, Veranstalter (Podiumsdiskussionen, Konzerte) beheimatet in Plauen und Region Vogtland.