Die Welthungerhilfe zeichnet in ihrem diesjährigen Bericht ein gemischtes Bild. So habe die Weltwirtschaftskrise dazu geführt, dass bereits arme Länder noch ärmer geworden sind. Länder wie
Tunesien, Malaysia, Kuwait oder Fidschi konnten allerdings die Zahl der Hungernden in den letzten Jahren deutlich verringern. Seit 1990 sei der Welthungerindex nur um ein Viertel gesenkt worden.
Insgesamt stieg die Zahl der hungernden Menschen. Dies ist aber vor allem dem Anstieg der Weltbevölkerung geschuldet.
Die aktuelle Weltwirtschaftskrise hat direkte Auswirkungen auf die Zahl der Hungernden in der Welt. So ist das Exportvolumen der meisten Länder deutlich zurückgegangen. Zudem investieren
die Industrieländer deutlich weniger in den Entwicklungsländern. Vor allem sehr arme Länder wurden besonders stark von der Krise getroffen. Nach Jahrzehnten bescheidener Fortschritte bei der
weltweiten Hungerbekämpfung steigt im Zuge der gegenwärtigen Krise die Zahl unterernährter Menschen wieder an.
"Wo Frauen benachteiligt sind, gibt es mehr Hunger"
Der diesjährige Welthungerindex analysierte erstmalig auch den Zusammenhang zwischen Chancengleichheit für Frauen und Hunger. "Die Ergebnisse des Welthunger-Index zeigen deutlich: Dort wo
Frauen in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht benachteiligt sind, gibt es mehr Hunger", so die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann. So sind auch rund 70 Prozent der
hungernden Menschen Frauen. Frauen wiederum vererben die Armut in den allermeisten Fällen an ihre Kinder weiter.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den der Index deutlich aufzeigt ist der Zusammenhang zwischen der Politik und der Bekämpfung von Hunger. So konnten viele Staaten in Südostasien, dem Nahen
Osten und Nordafrika in den letzten Jahren große Fortschritte erzielen. Auf den letzten sechs Plätzen befinden sich ausschließlich afrikanische Staaten: die demokratische Republik Kongo, Burundi,
Eritrea, Sierra Leone, Tschad sowie Äthopien. Deutlich verschlechtert haben sich die Lage in Nordkorea, Simbabwe und Burundi.
Die Präsidentin der Welthungerhilfe hat auch konkrete Erwartungen an die zukünftige schwarz-gelbe Regierung: "Ich fordere Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, dafür Sorge zu tragen, dass
Armutsbekämpfung und ländliche Entwicklung nicht unter die Räder staatlicher Interessenspolitik geraten. Es gibt viele Probleme in Deutschland, doch in den Entwicklungsländern fallen die Menschen
bei Krisen ohne jegliche soziale Absicherung ins Nichts, elementare menschliche Bedürfnisse wie ausreichend Nahrung, Bildung, Gesundheit werden nicht erfüllt. In diesem Zusammenhang riet die
SPD-Politikerin auch dringend davon ab das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in das Auswärtige Amt zu integrieren. "Wir brauchen eine Lobby in der Bundesregierung für die
Armen", so Dieckmann.
ist Mitglied in der Netz- und Medienpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand und Vorsitzender der SPD Alexanderplatz.