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„Der Einsatz in Afghanistan ist im Interesse Deutschlands“

von Henning Riecke · 7. Oktober 2008
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Terroranschläge auf deutsche Truppen in Afghanistan, tausende von Demonstranten, die gegen den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch mobil machen, heftige Diskussionen über die Parteigrenzen hinweg - der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan bewegt die Gemüter. Am 7. Oktober berät der Bundestag über die Verlängerung und Aufstockung des ISAF-Mandats, am 17. Oktober soll die Entscheidung fallen. "Der Einsatz der Bundeswehr ist im Interesse Deutschlands," sagt Henning Riecke, Experte für Sicherheits- und Verteidigungspolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) e.V.

Es gehe darum, den weltweiten Terrorismus einzudämmen und zu verhindern, dass Afghanistan den Taliban und anderen radikalen Gruppen ein Rückzugsgebiet biete. Darüber hinaus unterstütze die Bundwehr im Rahmen des ISAF-Mandats den zivilen Wiederaufbau in dem kriegszerstörten Land. Mehrere versuchte Anschläge in den letzten Jahren hätten gezeigt, dass auch Deutschland im Visier von Terroristen sei. Ein Rückzug der NATO-Truppen aus Afghanistan sei keine Lösung, betont Riecke. Das Land würde im Bürgerkrieg versinken und die gesamte Region destabilisieren.

Darüber hinaus hätte dies einen politischen Relevanzverlust der NATO und eine Spaltung zwischen den Amerikanern und ihren Verbündeten zur Folge. "Sicherheitsprobleme können nur gemeinsam mit den USA bewältigt werden." Außenpolitisch solle sich die Bundesregierung nicht auf eine rein defensive Rolle beschränken. "Wer beim zivilen Aufbau in Afghanistan mitbestimmen will, muss auch militärische Einsatzbereitschaft zeigen." Wichtig sei, gegenüber der deutschen Öffentlichkeit ein realistisches Bild über Ziel und Dauer des Afghanistan-Einsatzes zu vermitteln.

"Es muss ein Staat aufgebaut werden, wo es noch nie einen gab. Das ist eine Generationsaufgabe," so der DGAP-Experte. Man sollte deshalb nicht zu viel erwarten. "Wenn die afghanische Regierung eines Tages die Bedrohung von außen selbst in Schach hält, die Grundversorgung der Bevölkerung gewährleistet und die Rechtsgleichheit zwischen Männern und Frauen etabliert, ist schon viel erreicht." Dr. Henning Riecke, Programmleiter für Europäische Außen- und Sicherheitspolitk, steht für Interviews rund um die Themen Afghanistan, NATO und Verteidigungspolitik

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Autor*in
Henning Riecke

Dr. Henning Riecke ist seit 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter der DGAP und verantwortlich für die Organisation dreier regelmäßiger Studiengruppen zu "Strategische Fragen", "Europapolitik" und "Globale Zukunftsfragen".

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