Darum bekommt das Welternährungsprogramm (WFP) den Friedensnobelpreis
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen erhält in diesem Jahr den Friedennobelpreis. Das gab das Preiskomitee am Freitag in Oslo bekannt. Berit Reiss-Andersen, die Vorsitzende des Komitees, sagte zur Begründung, das Programm werde für seine Bemühungen im Kampf gegen den Hunger und für seine Beiträge zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktregionen ausgezeichnet.
Der Kampf gegen Hunger sei gerade in Zeiten der Corona-Pandemie besonders wichtig. Hunger zu verhindern trage entscheidend dazu bei, Stabilität und Frieden in der Welt zu schaffen. Ein Sprecher des Welternährungsprogramms sagte zur Verleihung, dies sei für die Organisation ein „stolzer Moment“.
Norbert Walter-Borjans und Heiko Maas gratulieren
Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans nannte die Verleihung des Friedensnobelpreises auf Twitter „hochverdient“. Dass Menschen weltweit noch immer an Hunger litten, sei unerträglich. Der Preis für das Programm sei ein „starkes Zeichen auch für die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit“. Die Verleihung ist für den SPD-Chef „eine exzellente Entscheidung in diesen Zeiten“.
Auch Bundeaußenminister Heiko Maas gratulierte dem WFP „von Herzen zum hochverdienten Friedensnobelpreis“. Das Welternährungsprogramm stehe für die Verantwortung der Weltgemeinschaft für jedes einzelne Menschenleben. Sein unermüdlicher Einsatz rette jeden Tag Millionen Menschen vor Hunger und Mangelernährung. „Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an den gefährlichsten Orten der Welt Vorkämpfer der Menschlichkeit“, so Maas. „Wir sind stolz, dass Deutschland weltweit als zweitgrößter Geber Partner des WFP ist.“
Bis 2030 soll es keinen Hunger mehr geben
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist die führende humanitäre Organisation im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Im vergangenen Jahr erreichte sie 97 Millionen Menschen in 88 Ländern. WFP leistet Hilfe in Notfällen, stärkt die Widerstandsfähigkeit von und mit betroffenen Regionen und verbessert ihre Ernährung langfristig. Zwei Drittel der Programme werden in von Konflikten betroffenen Ländern umgesetzt – dort ist die Wahrscheinlichkeit von Unterernährung drei Mal so hoch wie in sicheren Ländern.
Nach Angaben der Vereinten Nationen, hat einer von neun Menschen weltweit nicht genug zu essen. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich daher das Ziel gesetzt, bis 2030 für alle Menschen den Zugang zu Nahrungsmitteln zu sichern und so den Hunger zu beenden. Für WFP sind jeden Tag etwa 5.000 Lastwagen, 20 Frachtschiffe und 92 Flugzeuge weltweit im Einsatz, um die Bedürftigsten mit Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern zu unterstützen. Jedes Jahr umfasst die WFP-Ernährungshilfe mehr als 12 Milliarden Mahlzeiten. Eine Portion kostet im Durchschnitt 0,31 US-Dollar.
Deutschland unterstützt WFP kräftig
Das Welternährungsprogramm hat auch in Berlin ein Büro. Es wurde 2004 mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit mit den Regierungen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein auszubauen und die Öffentlichkeit verstärkt auf das Thema Hunger aufmerksam zu machen. Die Bundesregierung zählte schon damals zu den wichtigsten Partnern von WFP. Heute ist Deutschland nach den USA der zweitgrößte Regierungsgeber und hat dem Programm etwa im Jahr 2017 eine Rekordsumme von rund 925,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt.
Der Friedensnobelpreis gilt als der mit Abstand bedeutendste internationale Friedenspreis. Gestiftet wurde er vom schwedischen Industriellen Alfred Nobel, der das Dynamit erfunden hatte. In seinem Testament von 1895 bestimmte er den Preis als sein Vermächtnis. Er soll an die verliehen werden, die „am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ haben.
SPD hatte Opposition in Belarus nominiert
Die Auszeichnung wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, verliehen. Für die Vergabe ist, im Gegensatz zu den anderen Kategorien des Nobelpreises, kein schwedisches Gremium zuständig, sondern ein vom Parlament Norwegens bestimmtes Komitee. Deshalb wird der Friedenspreis als einziger unter den Nobelpreisen nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen wird.
Im September hatten die SPD-Bundestagsabgeordneten Nils Schmid und Fritz Felgentreu die drei führenden belarussischen Oppositionspolitikerinnen für den Friedensnobelpreis nominiert. Damit wollten sie ein klares Zeichen der Solidarität und auch ein Signal an Staatschef Lukaschenko setzen. „Es verlangt viel Mut, sich dem Sicherheitsapparat eines Diktators entgegen zu stellen; bewaffnet nur mit Flaggen und Plakaten, unter der ständigen Androhung von Gewalt“, erklärten die beiden Abgeordneten im vorwärts.
„Swjetlana Tichanowskaja, Marija Koljesnikowa und Veronika Tsepkalo haben diesen Mut mit ihrem beispiellosen Engagement für die Protestbewegung in Belarus bewiesen.“ Für ihre Ziele verdienten sie Solidarität und für ihr persönliches Engagement Anerkennung. Ausdruck dieser Anerkennung ist für die beiden SPD-Abgeordneten die Nobelpreisnominierung.