Corona in Österreich: SPÖ-Chefin legt Fünf-Punkte-Plan vor
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Bereits im Frühjahr zählte Österreich zu den von Corona stark betroffenen Ländern. Verantwortlich waren dafür unter anderem Skiorte wie Ischgl im Bundesland Tirol. Im Sommer entspannte sich die Lage, sodass die Regierung des Alpenstaates die zuvor eingeführte Maskenpflicht zeitweise sogar wieder abschaffte. Doch zuletzt stiegen die Corona-Infektionszahlen massiv an. Kein anderes Land innerhalb der Europäischen Union weist aktuell einen höheren Inzidenzwert auf als Österreich (580,3). Die Regierung verhängte daher zum zweiten Mal einen landesweiten Lockdown, der seit Dienstag in Kraft ist. Um die Pandemie langfristig zu bewältigen, hat die SPÖ-Chefin und Oppositionsführerin Pamela Rendi-Wagner nun einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt.
Mehr Personen zur Kontaktnachverfolgung
Rendi-Wagner fordert 1.000 Personen zusätzlich zur Kontaktnachverfolgung, die zentral gesteuert werden sollen. Nachverfolgung sei die wirksamste Waffe gegen die Ausbreitung des Virus. Diese sei jedoch in Österreich völlig zusammengebrochen, kritisiert die Epidemiologin. Kontaktnachverfolgung sei jedoch die Voraussetzung für evidenzbasierte, treffsichere Entscheidungen.
Eine einheitliche Teststrategie
Die SPÖ-Vorsitzende plädiert für eine einheitliche Teststrategie. So soll es einen Test pro Woche für Risikogruppen beziehungsweise für Personen, die mit diesen arbeiten, geben. Gleiches soll für Personen gelten, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben: in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Schulen, Gastronomie und Tourismus. Massentestungen hätten vor allem dann Sinn, wenn sie regelmäßig wiederholt würden, meint Rendi-Wagner.
Corona-Impfstrategie
Österreich müsse sich jetzt auf die womöglich in einigen Monaten anstehenden Corona-Impfungen vorbereiten, mahnt Rendi-Wagner. Der RNA-Impfstoff müsse beispielsweise bei -80 Grad Celsius gelagert werden. Die SPÖ-Vorsitzende, die vor ihrer politischen Karriere unter anderem ein Netzwerk zur flächendeckenden epidemiologischen Überwachung wichtiger Infektionskrankheiten aufgebaut hatte, weist in dem Zusammenhang auf die Notwendigkeit von Transport und Lagerung des Impfstoffes hin. Außerdem müsse ein IT-System zur Anmeldung etabliert werden. „Impfzentren und mobile Impfteams müssen jetzt vorbereitet werden“, so Rendi-Wagner.
Intensivstationen aufrüsten
Aufgerüstet werden sollten nach Vorstellung der SPÖ-Vorsitzenden zudem die Intensivstationen. Österreich müsse in der Lage sein, die intensivmedizinischen Kapazitäten im Worst Case auf Knopfdruck im ganzen Land hochzufahren. Um einen potenziellen dritten Lockdown zu vermeiden, brauche es daher jetzt einen Plan mit zentral koordinierten Personal-Umschulungen für weitere Intensivkapazitäten.
Klare Regeln nach dem Lockdown
Der landesweit verhängte Lockdown der Regierung Kurz ist zunächst bis Anfang Dezember befristet. Für die Zeit danach brauche es klare Regeln, fordert Rendi-Wagner. So wirbt sie beispielsweise für einen verpflichtenden Mund-Nasenschutz in Innenräumen. Auch brauche es Sicherheitskonzepte für Schulen, Skitourismus und Weihnachtsmärkte. Für die Einreise aus Risikoländern sollten strenge Quarantäneregeln gelten – ähnlich denen in Deutschland. Erst ab dem fünften Tag nach Einreise soll ein Corona-Test möglich sein, um die Quarantäne zu beenden. Mit diesen Regelungen hofft die SPÖ-Vorsitzende, einen dritten Lockdown im Land vermeiden zu können.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo