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Corona-Krise: So lockern europäische Länder ihre Maßnahmen

Schrittweise lockern zahlreiche europäische Länder seit dem Wochenende ihre Maßnahmen im Kampf gegen die globale Corona-Pandemie. Insbesondere in den besonders betroffenen Ländern wie Italien oder Spanien kehrt nach Wochen der Entbehrung ein Stück Normalität zurück.
von Jonas Jordan · 30. April 2020
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Mit mehr als 230.000 Fällen ist Spanien in absoluten Zahlen das mit Covid-19 am stärksten betroffene Land Europas. Weltweit sind nach den Zahlen der John-Hopkins-Universität nur in den USA mehr Menschen am neuartigen Coronavirus erkrankt. Daher galt in Spanien seit dem 15. März eine weitgehende Ausgangssperre. 47 Millionen Spanier*innen durften nur noch aus zwingenden Gründen vor die Tür. Und dann auch nur alleine. Lebensmittelkauf, Arztbesuch und das Gassi gehen mit den Vierbeinern galten als zwingende Gründe. Spaziergänge, Joggen und Fahrradtouren nicht. Am 30. März wurde das Ausgehverbot noch einmal verschärft.

Inzwischen kann das Land ein wenig aufatmen. Die Zahl der Neuinfizierten ist so gering wie seit sechs Wochen nicht mehr. Deswegen dürfen schon seit dem Wochenende Kinder für kurze Zeit nach draußen. Am Dienstag stellte der sozialdemokratische Ministerpräsident Pedro Sánchez seinen Ausstiegsplan vor, nachdem die Ausgangssperre in vier Phasen gelockert werden soll. Dieser Plan sieht jedoch auch regionale Unterscheidungen vor. Beispielsweise ist die Epidemie auf einzelnen Inseln der Kanaren weitgehend unter Kontrolle. Dort dürfen schon ab Montag kleinere Läden wieder öffnen. Ende Juni sollen die vier Phasen beendet und eine „neue Normalität“ erreicht sein. Dann sollen pünktlich zum Beginn der Sommersaison auch die Hotels wieder öffnen dürfen.

Italien: Schulen bis September geschlossen

Innerhalb Europas ist Italien immer noch das Land mit den meisten Todesfällen, auch wenn die Zahl derjenigen, die täglich am Coronavirus sterben, inzwischen deutlich geringer geworden ist. Deswegen hat die Regierung unter Führung von Ministerpräsident Conte in dieser Woche minimale Lockerungen beschlossen, die ab dem 4. Mai gelten sollen. Dann dürfen Menschen ihre Wohnung wieder für einen Spaziergang verlassen oder unter bestimmten Voraussetzungen ihre Familienangehörigen besuchen. Auch viele Firmen dürfen die Produktion wieder aufnehmen. Geschäfte, Bars und Friseure bleiben hingegen geschlossen. Auch Besuche unter Freunden sind weiterhin nicht erlaubt. Kitas und Schulen sollen erst im September wieder öffnen. Deswegen wächst inzwischen der Druck auf die Regierung, in weniger betroffenen Regionen wie Sardinien, Kalabrien oder im Aostatal weitergehende Öffnungen zu erlauben.

In Frankreich sprach Präsident Emmanuel Macron im März noch von einem Krieg gegen das Corona-Virus. Infolgedessen wurden weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen. Bis heute sind in Frankreich mehr als 20.000 Menschen wegen des Coronavirus gestorben. Dennoch entspannt sich auch im westlichen Nachbarland Deutschlands die Lage langsam. Deswegen setzt die französische Regierung nach einer achtwöchigen strengen Ausgangssperre ab dem 11. Mai auf einen neuen Kurs. Damit einher geht eine Mundschutzpflicht in der Métro, in Bussen und in Zügen. Positiv geteste Menschen sollen sich selbst isolieren, Eltern entscheiden, ob ihre Kinder wieder zur Schule gehen. Auch Geschäfte, Bibliotheken und Museen sollen ab Mitte Mai wieder öffnen dürfen. Kinos und Theater bleiben vorerst geschlossen. Festivals mit mehr als 5.000 Besucher*innen sind bis mindestens 5. September nicht erlaubt.

Portugal und Griechenland: Ausgang dank guter Führung

Vergleichsweise gut durch die Corona-Krise kam bislang Portugal. Dort verhängte die sozialistische Regierung bereits am 19. März einen nationalen Ausnahmezustand, der das Recht auf Bewegungsfreiheit stark einschränkte und der neben der Schließung der Schulen auch die Einstellung des Betriebes aller Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen sowie Gaststätten erzwang. Dieser Alarmzustand gilt noch bis zum 2. Mai, soll jedoch nicht mehr verlängert werden. Künftig setzt das Land im Kampf gegen das Corona-Virus auf weniger restriktive Maßnahmen. Einzelhandelsgeschäfte, Friseurläden und Kindergärten sollen voraussichtlich wieder öffnen dürfen.

Auch in Griechenland wurde das öffentliche Leben in den vergangenen Wochen lahm gelegt. Ab kommender Woche sollen einige Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus gelockert werden. Denn das Land hat inzwischen eine der geringsten Sterblichkeitsraten in ganz Europa. Deswegen dürfen Friseursalons, Elektrogeschäfte und Buchhandlungen ab dem 4. Mai wieder öffnen. Der Unterricht für die Schüler*innen der letzten Klasse des Gymnasiums soll am 11. Mai wieder beginnen. Erst in den Wochen nach dem 4. Mai sollen auch die größeren Geschäfte und Einkaufszentren, die anderen Schulklassen und im Juni auch stufenweise die Hotels wieder öffnen.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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