Corona-Impfungen in Kanada: Ein Land vor großen Herausforderungen
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In Kanada sind bereits mehr als 20 000 Menschen durch Covid-19 gestorben und aktuell werden in einigen Provinzen hohe Infektionsraten gemeldet. Die Gesamtinfektionsrate ist im Moment rückläufig, aber die kürzlich entdeckten Fälle der britischen und südafrikanischen Variante deuten darauf hin, dass die lokale Ausbreitung bereits begonnen hat. Die Gesundheitsbehörden warnen, dass der März der bisher schlimmste Monat in der gesamten Pandemie sein könnte.
Zwei Impfstoffe zugelassen
Im Impf-Wettlauf gegen die Zeit, bevor diese hochinfektiösen Covid-19-Varianten sich weiter ausbreiten können, steht Kanada vor großen Herausforderungen. Obwohl das Land weltweit die meisten Impfdosen pro Kopf bestellt hat, kommt das Impfprogramm vergleichsweise langsam in Gang. Bis Anfang Februar wurden gerade einmal 1,3 Prozent der Bevölkerung geimpft, wobei besonders gefährdete ältere Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben, und Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens vorrangig geimpft werden. September 2021 ist das Zieldatum für die Impfung der allgemeinen Bevölkerung.
Seit Januar hat Kanada zwei Impfstoffe zugelassen: Pfizer-Biontech und Moderna. Bei beiden Unternehmen hat sich die Lieferung der Impfstoffe nach Kanada in diesem Monat aufgrund von Produktionsproblemen in Europa verzögert. Kanada erhält nur etwa ein Fünftel der ursprünglich geplanten Lieferungen, obwohl die Firmen immer noch versprechen, ihre Verträge bis Ende März zu erfüllen.
Trudeaus Regierung unter Druck
Erschwerend kommt die neue europäische Exportkontrollpolitik für Covid-19-Impfstoffe hinzu, die in EU-Mitgliedstaaten hergestellt werden. Derzeit werden alle Impfstoffdosen, die in Kanada verwendet werden sollen, aus Europa bezogen, da es an einheimischen Produktionskapazitäten für Impfstoffe mangelt. Kanada ist von den neuen Exportbeschränkungen nicht ausgenommen.
In dieser schwierigen Zeit steht die Regierung von Justin Trudeau unter einem erheblichen Druck, die Lieferung von Impfstoffen zu beschleunigen und mögliche europäische Schritte zum Stopp der Exporte zu verhindern. Diese Verzögerungen und das Risiko von Exportbeschränkungen haben auch zu einer wachsenden Debatte in Kanada geführt, ob die Einrichtung einheimischer Produktionsstätten für Impfstoffe nötig sei. Die kanadische Bundesregierung hat einen Vertrag mit dem US-amerikanischen Impfstoffhersteller Novavax geschlossen, um dessen noch nicht zugelassenen Impfstoff in einer neuen Anlage in Montreal zu produzieren. Dieser Impfstoff ist zwar noch Monate von der Produktion entfernt und wird nur einen kleinen Teil der kanadischen Versorgung ausmachen. Mit der Vereinbarung wird aber auf den öffentlichen Druck reagiert.
Erschienen am 4. Februar im IPG-Journal.
ist Programmverantwortliche für transatlantische Beziehungen und Kanada des Washingtoner Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung.