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Corona global: Wie Südafrika eine eigene Impfstoffproduktion aufbaut

Paradox: Ein Pharmaunternehmen in Südafrika produziert den Impfstoff Johnson&Johnson im eigenen Land, aber nicht für die eigene Bevölkerung. Dafür macht ein anderes Unternehmen Hoffnung auf eine Produktion des Corona-Impfstoffs von Pfizer/Biontech.
von Oliver Dickson · 7. Februar 2022
In Südafrika wird Impfstoff gegen das Coronavirus produziert – bisher aber nicht für die eigene Bevölkerung.
In Südafrika wird Impfstoff gegen das Coronavirus produziert – bisher aber nicht für die eigene Bevölkerung.

Wie viele Entwicklungsländer hat Südafrika früh erkannt, dass ihm für Produktion, Lagerung und Transport von Covid-19-Impfstoffen wichtige Infrastruktur fehlt. Bei den Verhandlungen über die weltweite Impfstoffherstellung und -versorgung war das Land dadurch in internationalen Foren und bei bilateralen Gesprächen zwischen der südafrikanischen Regierung und ausländischen Herstellern schon früh im Nachteil.

Die Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa wurde von vielen als zu langsam kritisiert. Während etliche afrikanische Länder bereits mit Impfkampagnen begonnen hatten, beklagte die südafrikanische Regierung, sie stecke in komplizierten Verhandlungen mit den Herstellern Pfizer und Johnson & Johnson fest. Eine dieser Verhandlungen hat sich jedoch gelohnt: Der Impfstoff von Johnson & Johnson wird in Südafrika nun von dem lokalen Pharmaunternehmen Aspen Pharmaceutical hergestellt und verpackt.

Die Ankündigung der lokalen Produktion weckte in Südafrika und auf dem ganzen Kontinent die Hoffnung, dass Afrika endlich eine gerechte und rechtzeitige Versorgung mit Impfstoff erhalten werde. Diese Aussicht wurde jedoch schnell gedämpft, als sich herausstellte, dass die von Aspen produzierten Impfstoffe zuerst nach Europa exportiert wurden, während die afrikanischen Staaten warten mussten. Aspen Pharmaceutical ist nur ein Produktionspartner; die Entscheidung, wohin die Impfstoffe geliefert werden, verbleibt bei Johnson & Johnson.

Impfstoffproduktion: Südafrika verhandelt mit Pfizer

Eine positive Nachricht ist allerdings, dass der teilweise in Staatsbesitz befindliche Impfstoffentwickler und -hersteller BioVac, ein langjähriger lokaler Produktionspartner von Pfizer, 2022 endlich in der Lage sein wird, den Pfizer-Impfstoff herzustellen. Dies ist das Ergebnis der laufenden Verhandlungen zwischen Südafrika und Pfizer. Das ist ein großer Erfolg für die Region, da BioVac ein wichtiger Impfstofflieferant ist. Doch die Bedenken hinsichtlich des Patentschutzes für Covid-Impfstoffe sind damit noch nicht ausgeräumt.

Nach der anfänglichen Kritik für ihr langsames Vorgehen erhielt die Ramaphosa-Regierung Rückenwind, als sie sich gemeinsam mit der indischen Regierung dafür engagierte, dass Entwicklungsländern eine TRIPS-Ausnahmeregelung gewährt werde. Sie konnte – zeitweilig – sogar die Unterstützung des Weißen Hauses für sich gewinnen, als US-Präsident Biden ankündigte, dass seine Regierung die Aufhebung der Covid-19-Impfstoffpatente unterstützen werde (was sich jedoch nicht bewahrheitete). Großbritannien und die EU lehnten diesen Vorschlag ab.

Impf-Skepsis in ganz Afrika

Der südafrikanischen Regierung ist es gelungen, eine zuverlässige Impfstoffversorgung durch lokale Produktion sicherzustellen. Allerdings ist sie nun besorgt über die Auswirkungen der Impfstoffskepsis und -zurückhaltung – ein Problem, das den ganzen Kontinent plagt. Nur etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung Südafrikas hat mindestens eine Impfung erhalten. Die Durchimpfung verlangsamt sich immer weiter. Ein Ende der Impfkrise ist in Afrika noch nicht in Sicht.

Dieser Artikel erschien zuerst im IPG-Journal.

Autor*in
Oliver Dickson
Oliver Dickson ist ein Fernseh- und Radiomoderator und politischer Analyst in Südafrika.
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